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Ausführen des Denkens

Ausführen des Denkens

Von

Mieke Mosmuller

26-07-2017 0 Kommentare Print!

Gedanken sind Reflexionen, sie ,fallen in das Bewusstsein’, sie werden nicht ausgeführt. Wenn ein Schauspieler seine Rolle auswendig lernt, hat er viele Gedanken in seinem Geist. Aber dann beginnen die Repetitionen, und was zunächst Gedanken waren, muss nun ausgeführt werden. Wir müssen Akteure in der Welt des Denkens selbst werden – und eine Meditation wie die von voriger Woche ist eine Art Repetition, um einem eine echte Leistung zu werden. Das ist die ,Rolle’, ich wiederhole das Zitat:


,Ich denke Dinge und Tatsachen.
Diese Vorstellung etwa eine Minute lang festhalten mit Ausschließung anderer Gedanken.
Dann Konzentration auf die Vorstellung:
- Mein Denken fließt in der Zeit.
Wieder diese Vorstellung eine Minute lang festhalten.

Nach dieser Vorbereitung Konzentration auf das folgende nacheinander, ungefähr 3-4 Minuten:
- Ich folge dem fließenden Denken
- Ich will erkennen meinen Willen in meinem Denken
- Ich will finden mein Ich in meinem Denkwillen
- Ich will leben als Ich in meinem Denkwillen
- Ich erwarte die Lösung des Ich vom Ich
Dann ruhige innere Seelenstimmung.’

Wie können wir solche Gedanken ausführen?

Die Vorbereitung ist Bewusstwerdung des Denkens als ein Phänomen, das wahrgenommen und beobachtet werden kann. Aber im zweiten Teil, in den fünf Sätzen, muss etwas geschehen.

In der Vorbereitung haben wir gelernt, zu sehen, wie das Denken Zeit braucht, wie es in der Zeit verläuft. Nun beginnt die eigene Rolle: Ich folge dem fließenden Denken. Natürlich ist es nicht genug, dies einfach zu sagen und zu wiederholen. Es wäre dasselbe, wie zu sagen, dass ich eine blaue Kreisfläche mit roter Umgebung vorstellen solle, und es mir dann nicht vorstelle. Ich folge also dem fließenden Denken, das ich wahrzunehmen gelernt habe. Aber jetzt, wo ich folge, fühle ich, dass ich wirklich folge, und so entdecke ich meinen Willen in meinem Denken. Denn das ,Folgen’ ist auch ein Denken, und ich bin aktiv geworden, ich denke nicht nur, ich handele auch: ich folge.

Nun habe ich meinen Willen im Denken erkannt, und von jetzt an habe ich oder bin ich ein Denkwille. Ich muss nur begreifen, dass ich es bin, der eins mit diesem Denkwillen ist, und ich kann anfangen, mir vorzustellen oder zu beobachten, wie ich es bin, der in meinem Denkwillen lebt. Nicht nur, indem ich es sage, sondern indem ich es realisiere, es ausführe, mir dessen bewusst werde.

Dann tritt eine große Veränderung ein. Bis jetzt rufen die Sätze zu einer Aktivität des Ich auf, zu einer wachsenden Selbsterkenntnis in Aktion.

Nun finde ich das Wort ,erwarten’. Ich kann nichts mehr selbst tun, nun muss etwas kommen, was ich nicht verursachen kann. Es scheint, dass die andere Seite des Ich abgewartet werden muss. Es scheint ein Ich zu geben, das noch da sein wird, wenn mein ,normales’ Ich aufgelöst sein wird. Und dies ist das Ich, das die Lösung bringt. Hieraus folgt, dass das eigentliche Ich schon da war, aber ohne Bewusstsein. Dieser Zustand konnte nicht ohne die Verstärkung des Ich erreicht werden, wie wir sie in dieser Meditationsfolge erlebt haben. Es kann kein Überwinden des Egoismus geben, solange das Ego undeutlich und in der Finsternis ist. Durch diese Prozedur wird es so stark, wie es sein kann, es kommt anschließend Licht, und es zeigt seine Affinität mit dem wahren Ich.

Das Ende dieser Meditation ist ein Erwarten und Verweilen der Seele in einer ruhigen Stimmung .....

Mieke Mosmuller
Aus der 'Schule von Athen", Raffael.Ausführen des Denkens Von Mieke Mosmuller

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