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Das dreifache spirituelle Ideal des Menschen

Das dreifache spirituelle Ideal des Menschen

Von

Mieke Mosmuller

15-07-2015 8 Kommentare Print!
Die Begegnung des einen Ich mit dem anderen Ich ist eine Kunst. Es ist keine Technik, keine Wissenschaft, kein ökonomisches Prinzip, und basiert nicht auf Gedanken über Vor- und Nachteile – es ist eine Kunst. Nicht jeder ist natürlich ein geborener Künstler, es hat etwas mit der Vergangenheit zu tun. Aber sehr wohl hat jeder das Talent, denn es ist das menschliche Talent schlechthin. Das Einzige, was wir brauchen, um dieses Talent zu einer Kunst zu entwickeln, ist der Wille.

Dieser Wille, die Kunst zu entwickeln, macht das Leben zu einer herausfordernden Erfahrung. Denn wir können diese Kunst täglich üben, im Leben des Alltags, in jeder Begegnung – es wird sich erweisen, dass dies das Üben der wahren Liebe ist.

Das menschliche Ich ist der Geist auf Erden, es ist das einzige spirituelle Wesen, das jeder Mensch in sich trägt und das mit den Fähigkeiten des Willens, des Gefühls und des Denkens des Alltags erkannt werden kann. Es kann sowohl im eigenen Ich als auch in dem des Anderen erkannt werden. So hat jeder Mensch eine spirituelle Art des Erkennens, auch wenn er der überzeugteste Materialist ist. Der Unterschied zwischen einem Materialisten und jemandem mit einer spirituellen Überzeugung ist die Tatsache, dass der Materialist ganz vergessen hat, dass sein Ich eine spirituelle Entität ist, während der spirituelle Denker dies noch weiß.


Wenn wir uns alle bewusst werden könnten, dass das Ich der Geist selbst ist, dann bräuchten wir keine Religion mehr, weil wir auf eine natürliche Weise wissen würden, dass der Geist existiert. Wir würden dann die Notwendigkeit empfinden, die Mannigfaltigkeit der geistigen Welt kennenzulernen, so, wie wir auch die Mannigfaltigkeit der natürlichen Welt kennenlernen wollen. Ohne jeglichen Zwang würden wir eine Geisteswissenschaft entwickeln wollen, die dann den Platz der verschiedenen Religionen einnehmen könnte.

Die Gefühlsseite des Gottesdienstes, das Bedürfnis nach Trost und Vertrauen in die Zukunft kann auch durch die Liebe des einen Menschen für den anderen erfüllt werden. Wir müssen nur lernen, die Richtung zu ändern, in die der Trost und das Vertrauen gehen. Es ist nicht mehr eine Frage von Geströstet-Werden, es wird eine Freude, zu versuchen, so gut wie möglich zu sein, ‚barmherzig’ zu sein, sich einzusetzen. Diese Umkehrung der Gefühle muss natürlich geübt werden. Am Anfang fühlt man schließlich überhaupt keine Freude bei dem Vergessen der eigenen Trostlosigkeit und dem Bringen von etwas Trost für einen Anderen. Aber das ändert sich...

So entwickeln wir die Ideale von Gleichheit und Brüderlichkeit bis zu einem gewissen Maß von Realität. Es ist die Reinigung des Gefühls und die Reinigung des Willens. Aber diese Reinigung entfesselt zugleich das Bedürfnis nach einer Spiritualisierung des Denkens. Indem man den Geist immer besser kennenlernt, wächst der eigene Geist, nimmt an Kraft zu. Durch dieses spirituelle Erkennen, durch dieses spiritualisierte Erkennen, entwickeln wir etwas, was die Kraft des Ich selbst ist, ganz auf sich beruhend: das ist Freiheit.

Freiheit wird nie erreicht werden, indem man darauf wartet, indem man nichts tut. Es ist ein inneres Vermögen, das auf innerer Aktivität basiert. Das Ich richtet den Blick nach innen, auf sich selbst. Es erkennt das Ich als aktiven Denker. Es gibt kein Ich in sich selbst, wenn es nicht denkt. Das Ich existiert in der Begegnung und in den samaritanischen Aktivitäten – in sich selbst kann es nur existieren, wenn es im Denken aktiv wird. Dann aber ist es auch da, und es weiß, dass es da ist – das ist der Akt der Freiheit.

Das dreifache spirituelle Ideal des Menschen 
Franziskus von Assisi, Urbild der Reinigung der Seele.Das dreifache spirituelle Ideal des Menschen Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    Wenn der Materialist nur für Sekunden sich einmal darauf einlassen wollte, das, was er in abstraktem Selbst-Illusionieren an Bewegungsgeschehen im Protonenbeschleuniger des europäischen Kernforschungszentrums in Genf technisch veranlasst, im eigenen Bewusstsein für einen Augenblick als Erfahren zuzulassen, wenn er sich ermutigen könnte an dieses Geschehen erfahrend heran zu treten, er würde bis ins Mark hinein erblassen und womöglich ohnmächtig zusammenbrechen vor der Bewegungsmacht, die er, ausschliessend von seinem Ich im Ego gebannt hält.
    Wenn Menschen, die nach ihrem Erleben sich einer Anthroposophie oder einer anderen massgeblichen spirituellen Zeitströmung zugeneigt empfinden, nicht den Krieg untereinander bereit sind zu beenden, dann wird all ihr Bemühen für einen erweiterten Wissenschaftsbegriff in heutiger Zeit einen Beitrag zu leisten ins Leere laufen. Denn eine vermeintlich nicht zu umgehende Auseinandersetzung mit anderen Menschen um „die Wahrheit“ vernebelt das entscheidende Geschehen, um das es eigentlich geht, die Furcht vor dem Sprung über den Abgrund, von in Abstraktionen erstarrten Ego-Anhaftungen in den Bewegungsfluss des Ich zu meistern.
    Barmherzigkeit für den anderen Menschen fängt bei der Barmherzigkeit gegenüber mir selbst an, bei dem inneren Loslassen ich müsse einem anderen Menschen den Weg zur Wahrheit weisen. Wahrheit findet ein anderer Mensch ganz aus sich, je mehr ich meine Ego-Verhaftungen bereit bin zu lösen. Gelingt es mir einem anderen Menschen, der mich um der Wahrheit Willen heftig attackiert dennoch Respekt zu erweisen, dann ist dies der Beginn möglicher Barmherzigkeit vom Herzen her.
    Wir leben nicht mehr im Mittelalter, sondern in einer Zeit, in der es um die innere Ausbildung einer Bewusstseinsseelen-G e m e i n s c h a f t geht.

    Bernhard Albrecht
    • Von Mieke Mosmuller @
      Wer sagt, dass der Mensch nicht anderen Menschen Wege zur Wahrheit weisen soll - der weist den Weg zur Wahrheit.
  • Von Joei @
    Enjoyed this thanks for sharing
  • Von @
    Vroeg op deze ochtend daagde een zachte melodie die mij vaag bekend voorkwam – en die in de loop van de dag een lied werd dat heel geleidelijk een bekende melodie werd: Alle Menschen werden Brüder – niet in een overweldigende klank van een groot koor –wat ook prachtig is- maar als een zachtzingende melodie in lichte kleuren, een lied dat verheft, maar zo in deze lichte kleurklanken meer een verlangen wekte. De tekst van dit lied doet me zó verlangen naar verbinding, te beginnen met de ontmoeting. Vanavond lees ik de tekst van de blog die wederom deze melodie met zich meevoert en tegelijkertijd zich ontvouwt als niet alleen een ideologie -wat al heel mooi is- maar als een ontvouwen van een drievoud naar meerdere – een mooie edelsteen in drievoudige vlakken en toch zo beschreven als een wonderschoon doel dat binnen ons handbereik ligt. Niet ergens ver weg, niet ergens ooit is zo te lezen dat doel te bereiken, maar in het oefenen van alle dag. Vandaag is bij ons in de tuin ook de eerste lelie uitgekomen. Daar wil ik naar blijven kijken, want ze bloeit maar één dag.
    En dat gaat dan zo’n vier weken achter elkaar door – elke dag vreugde om geboortes, vormen die zich uitvouwen in de verrukking van de dag. Diep verbonden voelen kan ik mij met elke bloem - diep roodbruin is de kleur te zien midden op de dag en dan naar het innig bezinnende van de avond, waar ik weemoedig weet – het verdriet om een afscheid in de nacht.. Want ’s morgens is het duidelijk dat zij zich niet een tweede keer opent. De herinnering aan die bloemen blijven voor altijd bij me. Ze zijn zó mooi en zomaar in onze tuin. In een veelvoud daarvan probeer ik jou te bereiken - de ander- in de geboortes, de verrukkingen en verdrieten van het leven - in een evenzo grote veelvoud mislukt het. Elke dag is dat een sterven want ben er niet zo goed in. En blijf ook elke dag maar in training want bij mensen krijgen we meestal veel meer kansen dan maar één dag ook vaak lukt het, al is het maar voor één klein prachtig moment. Ik blijf proberen en de mooie momenten blijven, want als denkend wezen weet ik ze als gezamenlijke eeuwigheden van geest. Dat wil zeggen dat mijn denken in het grote denken mij daar weer kan brengen als ik blijf proberen te vatten. Mieke, dank voor deze mooie tekst, die me weemoed geeft en vooral ook moed omdat ze in haar bekende stukjes een nieuw geheel weeft en naar het bereikbare blijft reiken. ‘Kunst’ vind ik in deze wel een heel mooi woord in een nieuwe betekenis.
  • Von Wim Kol @
    Beste Mieke,ik was in gedachten nog bezig met jouw vorige blog. Herlezend drongen de volgende thema's zich bij me op. Als je gaat van Jeruzalem naar Jericho daal je af. Wat betekend dat spiritueel? Vervolgens krijgt het beeld van de 'naaste' een tweede dimensie. Van 'wie is mijn naaste (die je moet liefhebben want hij is net als jij)' naar ben jij de naaste voor degene die afdaalde en in handen van rovers viel'' Ik heb het gevoel dat deze thema's helemaal passen in jouw blog van nu. Wat ik nog niet kan vatten is hoe de 'zuivering' van gevoel en wil tot stand kan komen en hoe vervolgens de spiritualisering van het denken daaruit voortkomt . Hopelijk kan je dat bij gelegenheid nog eens verder uitwerken. Voor nu in ieder geval hartelijk dank en groet, Wim Kol
    • Von Mieke Mosmuller @
      De samenhang van de zuivering van gevoel en wil enerzijds en de ontwikkeling van een gespiritualiseerd denken anderzijds heb ik misschien het meest uitvoerig geprobeerd te beschrijven in het boek 'Levend Denken'. Maar in deze korte teksten op internet kan ik zeker in de toekomst daarvan iets weer geven.
      • Von Wim Kol @
        Beste Mieke, wat fijn dat je al zo snel- in je blogs van 5/8 en 12/8-de thema's rond het denken hebt uitgewerkt. Ik ben er blij mee. En je boek 'Levend denken 'is onderweg. Voorlopig heb ik weer veel te doen waarbij ik hoop stap voor stap me dit eigen te maken. hartelijk dank en groet, Wim Kol
  • Von Annika Hornek @
    Liebe Mieke, vielen Dank für diesen schönen Blog. Es tut mir immer wieder gut ihn zu lesen.