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Das Leben genießen

Das Leben genießen

Von

Mieke Mosmuller

12-10-2016 2 Kommentare Print!

Das Problem der Demenz wird größer. Nach bestimmten Statistiken sollen 20 Prozent der westlichen Bevölkerung in Zukunft an Demenz erkranken – das ist sehr, sehr viel. Untersuchungen in Bevölkerungen, wo Demenz selten ist, und in bestimmten sozialen Gruppen der westlichen Gesellschaft, die wenig Demenz zeigen, werden deutlich machen, wo die Ursachen für dieses gestiegene Risiko liegen.


Untersuchung des Selbst wird nicht als eine verlässliche Untersuchungsmethode betrachtet. Sobald das Selbst in einer Untersuchung mit einbezogen ist, wird die Objektivität bezweifelt. Aber es gibt eine Form der Selbstbetrachtung und Selbsterkenntnis, die die Objektivität an sich ist. Ich habe über diese Form von Selbsterkenntnis viel geschrieben, auch in diesen Blogtexten. Ich werde es hier nicht wiederholen, jeder kann es finden.

Die objektive Selbstbeobachtung führt zu einem Beobachten der inneren Prozesse, während man denkt, fühlt und handelt. Aber es führt zugleich zu einer wachsenden Fähigkeit, die Prozesse des Leibes  wahrzunehmen – von innen aus. Wer solche Fähigkeiten entwickelt, kann sich selbst beobachten, etwa auch am PC oder während des Gebrauchs des Smartphones, und untersuchen, was genau geschieht.

Bei meiner Suche nach evidenzbasierten Maßnahmen, um der Demenz vorzubeugen – im Internet – fand ich eine flämische Untersuchung, in der gesagt wird, dass es sehr wohl Übungen gibt, um Demenz zu vermeiden. Diese Übungen sind als Computerspiele gemacht. Ich habe die entsprechende Seite besucht, Brain HQ. Es ist sehr interessant, zu erleben, was geschieht, wenn man solche Übungen macht.

Es gibt da zum Beispiel eine Übung, wo man auf dem Bildschirm eine Schar von Vögeln sieht. Einer weicht von den anderen Vögeln ab. Man muss auf das Feld mit dem abweichenden Vogel klicken. Dann erscheint ein neuer Bildschirm, wo der abweichende Vogel irgendwo anders fliegt, man macht wieder dasselbe. Die Schnelligkeit, mit der die Bilder erscheinen, nimmt allmählich zu. Es ist also ein Training des Wahrnehmens und des adäquaten Reagierens.

Was geschieht, wenn man solche Übungen macht? Zuerst muss ich sagen, dass es wirklich so ist, dass solche Übungen die Aufmerksamkeit mit den Sinnen zusammenbringen, das ist mit Sicherheit zu erleben. Aber die Bilder sind hässlich und stumpfsinnig, mechanisch, oder besser gesagt digital. Man kann fühlen, wie man ,elektrisiert‘ wird, es gibt einen großen nervösen Stress im eigenen Leib und in der Seele – obwohl es um eine Art Erwachen geht. Aber es ist nichts Natürliches, Künstlerisches, Empfindsames, etwas von irgendeiner Schönheit, worauf man sich konzentrieren muss. Das Einzige, was erwacht, ist eine Hast, es gut zu machen. Schlussfolgerung: Die Andacht (Seele) wird zu den Sinnen gebracht, aber es geht nicht um irgendeinen menschlichen Aspekt, es ist pure Aufmerksamkeitstechnik.

Dies gibt jedoch die Möglichkeit, zu erleben, wie die intellektuelle Aufmerksamkeit ,gestressed‘ wird, um bei den Sinnen zu bleiben, man kann das in sich selbst wahrnehmen. Und wenn man dies einmal erlebt hat, kann man eine solche innerliche Bewegung auch beim Wahrnehmen von Schönheit, von Lebensereignissen, Gesprächen und so weiter machen. Aber anraten würde ich dieses System niemals. In der Demenz ist es ganz gewiss nicht ausschließlich der intellektuelle Teil des Menschen, der geübt werden müsste. Viel wichtiger sind das Herz, das Gefühl, das Mitleid, die Lebensfreude – und dies in reiner ,Freundschaft‘ mit dem Kopf, mit dem Bewusstsein. Was müssten wir daher tun, von unserem fünfunddreißigsten Lebensjahr an?

Natürlich liegt es auf der Hand, zu sagen: Man genieße das Leben mit allen Sinnen und aller Aufmerksamkeit und allen positiven Gedanken! Aber was, wenn man eine melancholische Art hat, wenn man ein bisschen misstrauisch und etwas ,sauer‘ ist – während man doch wirklich nach dem Guten und dem Gewissensvollen sucht – man wird dann diesem Aufruf nicht so einfach folgen können. Und wenn man leichtherzig und oberflächlich, ohne tiefgehendes Interesse ist, aber doch auch auf der Suche nach Liebe und Mitleid, dann wird diesem Aufruf ebenfalls nicht so einfach zu folgen sein.

Und es gibt noch ein Problem. Es genügt nicht, nur die Aufmerksamkeit in der Wahrnehmung mit den Sinnen zu üben und die Entwicklung des Denkens außen vor zu lassen. Es würde zu einem Festkleben der Seele am Leib führen und sie allein in materielle Formen bringen. Die andere Seite der Wahrnehmung – das Denken – muss also zugleich auch entwickelt werden. Das bedeutet, dass es ein Training des willkürlichen Denkens braucht, ein Denken, das dadurch so kräftig wird, dass es ebenfalls wahrgenommen werden kann. Dann lebt die Seele zwischen den andächtigen Sinneswahrnehmungen einerseits und einem andächtig bewussten Denken andererseits, zwei Pfeilern, auf denen sich der Geist bis ins hohe Alter die freie ,Fitheit‘ bewahren kann.

Einerseits muss also eine Übung der Andacht in allen Lebensereignissen aufgebracht werden, andererseits eine Übung der Andacht für eine Aktivität des Denkens selbst.

Zwischen beiden Polen müsste die Selbstwahrnehmung der Gefühle geübt werden und dadurch die Macht, das Leben zu genießen. Es gibt genau beschriebene Übungen, um diesen Zustand zu erreichen.

Diese drei Seiten der effektiven Prävention der Demenz werde ich in den kommenden Vorträgen in Amsterdam und Bern erläutern. Vielleicht wird es eine Möglichkeit geben, danach weiter darüber zu schreiben.

Als Symbol gebe ich das Bild des Hexagramms (Diederik van Leeuwen).

Das Leben genießen



Sonntag 13. November 2016 Bern

DEMENZERKRANKUNGEN WIRKSAM VORBEUGEN

VORTRAG UND ÃœBUNGEN MIT
Mieke Mosmuller


14.00 bis 18.00 Uhr

Nydeggstalden 34
Pflegestätte für musische Künste pfmk.ch

Demenzerkrankungen äussern sich in einem Verlust der Gedächtnisfähigkeit und einem immer schwieriger werden des Denkens. Durch eine Verlebendigung der Wahrnehmung und des Denkens gelingt es, der Entstehung von Demenz wirksam vorzubeugen.
Im Ãœbungsteil begeben wir uns auf denkerischem Weg auf die Spurensuche nach einem einzigartigen Heilmittel, das in jedem Menschen verborgen liegt.

Mieke Mosmuller (*1951 in Amsterdam) ist eine niederländische Ärztin, Philosophin und Autorin. Ihre Forschungen zeigen den Weg zur Entwicklung eines reinen Denkens und dessen Bedeutung für die Zukunft.
miekemosmuller.com

Vortrag 14.00-15.00 Uhr
Gespräch/Übung 15.30-18.00 Uhr

Preis
CHF 35.-
Nur Vortrag CHF 18.-

Info
Andreas Vettiger
fahriete@sunrise.ch - 032 944 22 42
freundemiekemosmuller.de
Das Leben genießen Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    Schon Deine letzten Ausführungen über die Demenz und auch dieser Artikel haben mich sehr berührt, liebe Mieke und auch erfreut. Jemand, der so viel über das menschliche Bewusstsein weiß, insbesondere auch durch das eigene Erleben der Prozess, ist absolut prädestiniert, zu diesem Thema zu sprechen und zu schreiben. Was Du bei den Internet-Spielen beschreibst, die in die "Hast" führen, das habe ich auch erlebt, als ich mich einmal mit dem "Gedächtnis-Training" befasst habe. Da geht es um Schnelligkeit, die ganz schnell in Stress führt. Ich hatte den Eindruck, dass da die Abbauprozesse noch verstärkt werden. Viel besser finde ich diesbezüglich die Ätherleib stärkenden Übungs-Anregungen von Rudolf Steiner wie das Vorwärts-Rückwärts-Sprechen (habe ich auch schon singend gemacht). Da fühlt man Kraft-Zuwachs, innere Ruhe und die Steigerung eines gesunden Wachseins. Danke, dass Du dieses Thema bearbeitest! Margareta
    • Von Mieke Mosmuller @
      Es bleibt an dieser Stelle noch etwas elementar, was ich schreibe, aber berührt doch auch schon das, worum es geht. Dank für Dein Kommentar!