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Demenz

Demenz

Von

Mieke Mosmuller

28-09-2016 3 Kommentare Print!

Nachdem ich zwei Wochen Texte über die positive Seite des Älterwerdens geschrieben habe, verlangt ein Gefühl für Gleichgewicht nach der anderen Seite des Bildes. Weil wir hier die Seele und den Geist betrachten, werde ich auf diese Seite des Älterwerdens schauen – insoweit dieses Älterwerden problematisch sein kann. Im Oktober und November werde ich zwei Vorträge über Demenz geben, einen in Amsterdam, den anderen in Bern. Darum sammle ich mein Wissen über diese Erkrankung der Beziehung zwischen Seele, Geist und Leib.


Ich habe meine absolute Sicherheit beschrieben, dass der Geist nicht älter wird. In der Demenz ist es nicht das Älterwerden des Geistes, das zu einer Verminderung des Gedächtnisses und der intellektuellen Qualitäten führt, es ist der Körper, der älter wird. In der regulären Medizin wird Demenz als eine Störung betrachtet, die auf einer abnehmenden Funktion des Gehirns beruht. Es kann eine organische Krankheit zugrunde liegen, aber meist sieht man die Entwicklung der Demenz auf der Grundlage einer verringerten Blutzirkulation im Gehirn. Die Prävention der Demenz ist dann der Prävention von Arteriosklerose verwandt. Die „Lifestyle“-Maßnahmen, die dann unternommen werden können, sind Diät und Bewegung. Mit psychisch-intellektuellem Training wird nicht viel Resultat gesehen.

Durch die kräftige Gewohnheit der Selbstbetrachtung, Selbsterkenntnis und eines aufmerksamen Bewusstseins von Seele und Geist in Bezug auf die Leibesfunktionen habe ich gelernt, zu erleben, was Demenz in Wirklichkeit ist. Wenn wir Seele und Geist nicht als ein Resultat des Leibes sehen, sondern den Leib als eine Form und ein Instrument von Seele und Geist, dann können wir Demenz als ein Loslassen des Leibes durch Seele und Geist betrachten. Geist und Seele wenden sich in einem langsamen Prozess vom Leib ab, ein Prozess, der nicht mit 65 beginnt, sondern, sagen wir, mit 35, vielleicht sogar eher. Der Leib ist das Fahrzeug, das uns in Kontakt mit der Umgebung bringt. Wir haben unsere Sinne, die die umgebende Welt wahrnehmen, mit allem, was darinnen ist, und wir selbst sind der Geist, der denkt, und die Seele, die erlebt, was wahrgenommen wird. Je mehr der Geist die Sinneswahrnehmungen begleitet, desto besser werden die Tatsachen erinnert. Aber je mehr Aufmerksamkeit wir in den Sinnen haben, je mehr wir wahrnehmen, desto mehr können wir erinnern, wenn sich der Geist dessen bewusst ist. Und so ist es eine wache Kombination der Aktivität von Wahrnehmung und aufmerksamem Denken, die uns die Fähigkeit der Erinnerung schenkt. Es ist die Liebe zur umgebenden Welt, die Seele und Geist in Kontakt mit der Welt hält.

Der Geist sieht den Geist. Wenn wir nicht nur durch die Sinne schauen, auf die materielle Seite der Welt, sondern auch mit dem Geist auf den Geist der Welt, dann können wir keine Demenz entwickeln. Natürlich muss das Gehirn fit bleiben, aber in spiritueller Hinsicht müssen wir immer Ursache und Folge umkehren. Wir müssen sagen: das Gehirn wird alt, weil wir den Geist der uns umgebenden Welt nicht lieben – und wir dürfen nicht sagen: wir verlieren den Kontakt mit der Welt, weil unser Gehirn altert.

Dennoch gibt es noch eine andere Seite. Der Geist sieht den Geist. Darum will ich betonen, dass ein Mensch, der nicht von anderen Menschen nach Seele und Geist gesehen wird, ein viel größeres Risiko für die Entwicklung einer Demenz haben wird, Wir haben also nicht nur Verantwortung für unseren eigenen Geist und Leib, wir haben auch Verantwortung für alle Seelen, die um uns herum sind. Wenn wir diese nicht sehen, können sie ihr Dasein nicht handhaben.

Nun muss ich hier etwas sagen. Eine Feststellung wie diese wird unmittelbar diejenigen Menschen, die mit einem Elternteil, mit Familienmitgliedern oder Freunden leben, die eine Demenz entwickelt haben, quälen. Sie werden vielleicht sehr böse auf mich werden, weil sie an ihren eigenen Mangel an Aufmerksamkeit denken müssten. Aber die Reflexionen, die ich hier gebe, gebe ich nie, um jemanden zu beschuldigen oder um Dinge auf eine absolute Weise zu sagen. Wenn eine Krankheit oder ein Rückgang der Funktion auftritt, gibt es immer ein ganzes Bündel von Ursachen, nicht nur eine. Wenn jemand nicht von anderen Menschen gesehen wird, ist das natürlich immer zugleich auch der Person selbst zuzuschreiben. Aber wir können trotzdem versuchen, über solche Dinge zu denken, ohne uns zu sehr einzubeziehen. Das kann warten. Ich wollte nur sagen, dass die beste Vorbeugung der Demenz ist: die Erkenntnis, dass der Geist den Geist sieht. Der Geist kann bis ins hohe Alter frei funktionieren, wenn er in direktem Kontakt mit der Welt bleibt, durch die leiblichen Sinne. Der Geist muss das Interesse für das Leben des Leibes behalten. Aber dies wirkt in zwei Richtungen: der Geist sieht den Geist der Welt und der Wesen darin; und der Geist wird gesehen, so andächtig wie möglich, von den Wesen in der Welt, die den Geist sehen können.

In der östlichen religiösen Philosophie wird diese “höchste Polarität, die nicht polar ist” und die in allen Polaritäten gefunden wird, in dem untenstehenden Bild ausgedrückt. Unsere westliche Denkweise verlangt den Durchgang durch rationale Formen, aber im Lauf der Zeit werden wir dieses Symbol begreifen, das auch das gesunde Gleichgewicht zwischen unserem eigenen Geist und dem Geist der Welt in zwei Richtungen darstellt.

Demenz
Eine vereinfachte Form von Lai Zhi-De's Tai-Chi-Symbol (1599)



Sonntag 13. November 2016 Bern

DEMENZERKRANKUNGEN WIRKSAM VORBEUGEN

VORTRAG UND ÜBUNGEN MIT
Mieke Mosmuller


14.00 bis 18.00 Uhr

Nydeggstalden 34
Pflegestätte für musische Künste pfmk.ch

Demenzerkrankungen äussern sich in einem Verlust der Gedächtnisfähigkeit und einem immer schwieriger werden des Denkens. Durch eine Verlebendigung der Wahrnehmung und des Denkens gelingt es, der Entstehung von Demenz wirksam vorzubeugen.
Im Übungsteil begeben wir uns auf denkerischem Weg auf die Spurensuche nach einem einzigartigen Heilmittel, das in jedem Menschen verborgen liegt.

Mieke Mosmuller (*1951 in Amsterdam) ist eine niederländische Ärztin, Philosophin und Autorin. Ihre Forschungen zeigen den Weg zur Entwicklung eines reinen Denkens und dessen Bedeutung für die Zukunft.
miekemosmuller.com

Vortrag 14.00-15.00 Uhr
Gespräch/Übung 15.30-18.00 Uhr

Preis
CHF 35.-
Nur Vortrag CHF 18.-

Info
Andreas Vettiger
fahriete@sunrise.ch - 032 944 22 42
freundemiekemosmuller.de
Demenz Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von Markus Pütter @
    Wenn ich das Denken beobachte und medtativ vertiefe, kann man das auch schon als "Geist, der den Geist sieht" ansehen? oder ist da die soziale Komponente, dass ich den Geist im anderen Menschen sehen muß das auschlaggebende Moment?
    Ich hatte immer schon das Gefühl, dass die "Philosophie der Freiheit" meditativ zu lesen, mich vor einer Demenz schützen würde, mich überhaupt gesünder macht. Aber diese führt natürlich immer weiter zu einer moralischen ( geistgetragenen ) Sicht der Welt und der Menschen.
  • Von Mimi Goacher @
    I agree with your assessment in regards the ageing brain. Life can change in a moment due to an accident or illness. One's world shrinks, friends disappear, mobility and health are impaired, access to the community and interaction with other 'minds' becomes difficult if not out of reach. Society needs to address how to provide support for disabled and older people to maintain mental health and quality of life.
  • Von Lida hoekstra @
    Prachtig artikel, kan mij er in vinden. Ik weet ook niet of er onderzoek is gedaan naar dementie onder oudere meditatie beoefenaars, naar mijn idee komt bij deze groep dementie niet voor. Het zien van de geest of ziel of het gematerialisrende goddelijke in alles om ons heen heeft zo iets verlichtends, ik denk dat dementie in die staat niet meer mogelijk is. Daar het een niet zonder het ander kan is gezonde voeding daarbij een gevolg en vanzelfsprekendheid.
    Mijn bescheiden mening, ga aub door met wat je doet.