Vor einigen Jahren wurde es in den Niederlanden verboten, natürliche und homöopathische Mittel als wirksam zu beschreiben, also auch zu beschreiben, für welche Krankheiten ein Mittel hilfreich sein könnte. Denn: Die Wirksamkeit wurde nicht wissenschaftlich bewiesen und es wäre also für die Volksgesundheit nicht richtig, bestimmte Illusionen aufzurufen (das sind meine Worte, es wurde damals wahrscheinlich etwas anders formuliert).
So könnte es auch kommen mit Bezug auf Aussagen über Corona. Aber jetzt kann noch mehr oder weniger gesagt werden, was man findet.
Von Anfang an kann ich mit den Nachrichten über Corona mit dem Herzen nicht mit. Mit dem Haupt geht alles, aber das Herz muss alles immer in gewissem Sinn bestätigen – und das will nicht mit. Warum nicht? Es dauert einige Zeit, um das zu verstehen, man muss sich selbst immer wieder anschauen, während man die Nachrichten aufnimmt. Und so wurde es mir klar: Mir fehlt eine gründliche und gut fundierte Antwort auf die erste Frage: Was ist dies für eine Krankheit, wie gefährlich ist sie, wie soll sie behandelt werden? Es gibt natürlich eine WHO-Antwort auf diese Frage. Aber beim genauen Zusehen ist die wichtigste Antwort der WHO eine wie die von Parzival auf die Fragen von Gurnemanz, als er noch der Tor war: Ich weiß es nicht. Nur ist die WHO nicht ein reiner Tor – was Parzival war – und fährt energisch los, obwohl kein Wissen bezüglich der ersten Frage da ist.
Das Virus ist neu, wir kennen es nicht, wissen nichts darüber, aber… -Und dann kommen die uns allen bekannten Daten und Fakten.
1994 wurde mein erstes Buch veröffentlicht, und ich sage noch immer: Die 56, die darauf gefolgt sind, sind Zugaben zu diesem Buch. Ich hatte Rudolf Steiners Philosophie der Freiheit gefunden und das Buch gestaltete sich beim intensiv denkenden Studium in eine wirksame Wirklichkeit um. In der Vorrede werden zwei Wurzelfragen gestellt, und mein Buch von 1994, Suche das Licht, das im Abendland aufgeht, ist meine Antwort auf die erste der zwei Wurzelfragen, die Frage, die auch wirklich als erste gestellt werden sollte, will man je zu einer Sicherheit auf welchem Gebiet auch immer kommen.
Diese Frage lautet:
‚ …, ob es eine Möglichkeit gibt, die menschliche Wesenheit so anzuschauen, daß diese Anschauung sich als Stütze erweist für alles andere, was durch Erleben oder Wissenschaft an den Menschen herankommt, wovon er aber die Empfindung hat, es könne sich nicht selber stützen. Es könne von Zweifel und kritischem Urteil in den Bereich des Ungewissen getrieben werden.‘
Und meine Antwort steht in Suche das Licht. Beim Denken wurde mir klar: Man kann eine befriedigende Antwort nie finden, wenn man so einfach mit dem Denken an einem Punkt anfängt. Man muss sich immer zu einer grundlegenden ersten Frage zurückbewegen und dann ehrlich und ernsthaft anschauen, inwieweit da eine Antwort möglich ist, und davon hängt dann ab, ob man auch Taten darauf gründen kann und darf.
Die erste Frage im Fall Corona ist: Was ist dies für eine Krankheit? Diese Frage müsste dann so umfassend wie möglich gestellt werden, nicht in einer kurzen Linie, sondern umfassend. Für die Antwort braucht man aber die Erfahrung. Man kann nicht spekulieren über den Ernst und die Ansteckungsart, nicht in Wahrscheinlichkeiten stecken bleiben, es wird ein festes Wissen gebraucht, ‚evidence based‘. Alle Aussagen von ‚Experten‘, Wissenschaftlern, Beamten usw. gehen schon aus von einer Antwort. Die Frage aber wurde nicht einmal ernsthaft und richtig, ausgiebig und grundlegend gestellt. Trotzdem gehen alle Urteile – nur ganz wenige ausgenommen – davon aus, dass diese Frage nicht nur längst gestellt, sondern sogar gut fundiert beantwortet wurde. Überall steigt man in den Urteilsstrom ein an einem Punkt, wo dieser schon eine festgelegte Richtung bekommen hat. Die Quelle wird nicht gesucht.
Die Welt leidet unter Maßnahmen aufgrund von Schlussfolgerungen durch Antworten auf eine – zwar komplizierte – Frage, die nicht gestellt wurde.
Die erste Frage Von Mieke Mosmuller