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Die Intuition des Ich

Die Intuition des Ich

Von

Mieke Mosmuller

13-05-2015 1 Kommentare Print!

In der Philosophie werden ziemlich viele Gedanken über das ‚Ich’ gebildet. In Wirklichkeit können wir jedoch nichts Wahres darüber sagen, wenn wir unsere Gedanken nicht von der wirklichen Wahrnehmung des eigenen Ich aus bilden. Wie könnte ich je etwas über diesen merkwürdigen kleinen Punkt, der zugleich der Wichtigste in meinem Leben ist, wissen, wenn ich nie versuche, dessen wahres Wesen zu erfahren?


Wir können sagen: Es ist nur eine Einbildung, dieses Ich. Es existiert nicht wirklich. Oder wir können sagen, dass es in Wirklichkeit die Wahrnehmung unseres eigenen Leibes ist; dass es das Selbst ist, oder das wahre Selbst... All diese Worte können nicht dieses kleine Wörtchen aus nur drei Buchstaben erklären.

Wir wollen eine kleine Übung machen. Wenn ich mich selbst auffordere, mich als Ich wahrzunehmen, unmittelbar, ohne darüber nachzudenken, dann erfahre ich mich gewiss als einen lebenden Leib, selbstständig lebend, unabhängig von anderen Körpern. Als ein gesonderter Leib bin ich einsam, ganz allein.

Ich kann aber versuchen, mich als Ich zu fühlen. Ich fühle mich selbst. Es ist kein leibliches Gefühl, sondern ein wirkliches Gefühl, wie meine anderen Gefühle von Freude und Leid. Ich erlebe all diese Gefühle als zu mir gehörend. Ich bin derjenige, der diese Gefühle hat. In meinem Gefühl fühle ich mich als Ich, und Ich bin auch hier allein, einsam. Meine Freude kann ich meinen Freunden nicht so einfach erklären. Ich kann darüber sprechen, aber sie werden wahrscheinlich dennoch nicht genau das fühlen, was ich fühle – meine Freude oder meine Traurigkeit.

In meinen Gedanken erlebe ich auch mich selbst. Ich bin der Mittelpunkt meiner Gedanken, sie steigen irgendwo in mir auf. Sie sind meinen Freunden viel besser zu erklären, aber dennoch auch niemals ganz. Ich bin hier noch immer allein, in meinen Gedanken. Aber die Einsamkeit ist hier weniger total, weil ich meine Gedanken durch Aussprechen teilen kann, und ich kann dies mit viel mehr Klarheit, als ich meine Gefühle erklären kann. Ich kann sogar meine Gefühle nur dadurch teilen, dass ich sie als Gedanken vermittle.

Habe ich nun das Ich gefunden? Nein, ich fand den Leib, die Gefühle und die Gedanken, die einen Zusammenhang mit dem Ich haben. Aber das Ich selbst bleibt dennoch hinter diesen drei Erfahrungsfeldern verborgen.

Es gibt jedoch eine vierte Möglichkeit, das Ich zu finden. Dies ist der Fall, wenn ich nicht nur Gedanken habe, sondern wenn ich sie aktiv selbst denke. Ich lasse meine Gedanken jetzt nicht kommen oder gehen, sondern ich entfalte sie mit Willenskraft, sie entfalten sich aus dem Ich selbst heraus, weil das Ich sie entfalten will. Ich will die Gedanken entfalten. Meine Gedanken kommen jetzt nicht zufällig auf, das Ich wird selbst Gedanke, weil ich genau das denke, was ich denken will – nicht mehr und nicht weniger.

Ich will einmal über ein Dreieck denken. Was genau ist ein Dreieck? Ich denke drei Seiten, drei Strecken, die eine geschlossene Figur bilden. Ich kann bedenken, dass zwei dieser Strecken nie einen Winkel von 180 Grad bilden können – dann ist es kein Dreieck. Keiner der Winkel kann 180 Grad betragen. Ich kann also bedenken, dass ein Dreieck durch die durch drei Punkte gehenden Geraden gebildet wird, die nicht in einer geraden Linie liegen.

Hier sind wir in der Position, dass das Ich teilweise ganz aus sich heraus aktiv denkt, teilweise Gedanken empfängt, indem es denkt, sucht und fragt. Insoweit ich selbst denke, ist das Ich aktiv und könnte sich selbst wahrnehmen – wäre es nicht so, dass es sich selbst doch wieder vergisst, indem es im Inhalt der Gedanken verschwindet.
Ich könnte mich selbst in voller Reinheit finden, wenn ich meine Denkaktivität gewahr werden würde, anstatt den Inhalt meiner Gedanken.

Versuchen wir es also erneut. Ich weiß nun exakt, wie ich das Dreieck denken muss, ich kann es nun mit dem vollen Willenseinsatz des Ich tun. Ich metamorphosiere mich selbst in die Gedanken, und ich werde die metamorphosierende Kraft gewahr, nicht die Gedanken. Ich erlebe die Aktivität meines Ich, ich erlebe mein Ich.

Dies ist die Intuition des Ich. Hier bin ich Ich in der reinsten Form. Doch ich bin nicht mehr einsam, ich habe ein anderes Wesen in seiner Fülle gefunden: das Wesen des Dreiecks.

Die Intuition des Ich
Eulers Diagram aller möglichen Dreiecke (Wikipedia)
Verordnung
Die Intuition des Ich Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    beeeetje puntig qua cosmogram ... maar to the point?
    ik ben ervan overtuigd dat al dit soort diagramatikussen hun zweverigheid en ruimtehonger dienen te aarden waardoor het ruimte voor vocht in mineralen gedachtegoed kiemen en bloeien kan .. dan krijg je de zwaartekrachthefwiel pas aan de wenteldraai, 'aan de visie' ...