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Die Metamorphose des Denkens

Die Metamorphose des Denkens

Von

Mieke Mosmuller

14-06-2017 2 Kommentare Print!

Der zentrale Punkt in der Geisteswissenschaft, in der „Anthroposophie“, ist die Metamorphose des Denkens. In öffentlichen Vorträgen hat Rudolf Steiner oft ein Fundament für seine wissenschaftliche Arbeit gegeben. Er beschrieb die natürlichen Denkfähigkeiten des Menschen, um dann weiter zu gehen und die Punkte in diesem Denken zu beschreiben, die darin zu finden sind und weiter entwickelt werden können zu einer Art des Denkens, das die geistigen Welten erforschen kann.


Man könnte sagen: Wenn ich nur den Inhalt der Geisteswissenschaft studieren will, kann mein Denken bleiben, wie es ist, ich brauche diese Metamorphose nicht zu suchen. Bis zu einem gewissen Punkt ist dies richtig. Aber dann sollte der Schüler wissen, dass er ein Student bleibt und nicht ein Lehrer werden kann, nicht einmal in den einfachsten Dingen.
Nachdem das Feuer das Goetheanum in Dornach vernichtet hatte, am 31. Dezember 1922, sprach Rudolf Steiner in Vorträgen über den Mangel an Entwicklung des Denkens bei den anthroposophischen Studenten, den Studenten der Geisteswissenschaft. Aber auch in den Vorträgen für die Mitglieder sprach er energisch darüber, wie eine höhere Ebene des Denkens zu erreichen ist. Es ist der Kern der Anthroposophie, und natürlich kann dieser nicht auf einer Blog-Seite ganz ausgearbeitet werden. Aber dennoch werde ich versuchen – und dazu ein paar Wochen benötigen –, zu einem tieferen Einblick in diese Metamorphose zu kommen.

Ich zitiere Rudolf Steiner, GA 221, Seite 32 ff:
'Solch ein Mensch, wie Jakob Böhme oder Gichtel, sagte sich: Wenn ich wach bin, da schlafe ich doch weiter. Nämlich das, was in mir während des Schlafes vorgeht, das wirkt auch im Wachen weiter. Das war eine andere Empfindung, als sie der moderne Mensch hat, der nun schon zum bloßen Denken übergegangen ist, zu dem reinen intellektuellen Denken. Dieser moderne Mensch wacht in der Frühe auf und macht einen scharfen Trennungsstrich zwischen dem, was er im Schlafe war und was er nun im Wachen ist. Er zieht sozusagen vom Schlaf nichts hinüber in das wachende Leben. Es hört auf das, was er im Schlafe war, wenn er anfängt zu wachen. Ja, aus solchen Bewußtseinsverhältnissen, wie sie noch in einem solchen Menschen wie Bon lebten, der ein Gichtelianer war, ist eben die moderne Menschheit herausgewachsen, und sie hat dadurch etwas verwirklicht, was in der Anlage eigentlich schon seit dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts vorhanden war. Sie hat das verwirklicht, indem sie übergegangen ist im wachen Tagesleben zu dem bloßen intellektualistischen Denken. Das beherrscht ja heute alle Menschen. Sie denken nicht mehr in Bildern. Die Bilder betrachten sie als Mythologie, wie ich gestern gesagt habe. Sie denken in Gedanken, und sie schlafen im Nichts. Ja, das hat eigentlich eine recht tiefe Bedeutung: diese modernen Menschen schlafen im Nichts. Für Jakob Böhme zum Beispiel hätte es noch gar nicht einen rechten Sinn gehabt, zu sagen, ich schlafe im Nichts. Für den modernen Menschen hat es einen Sinn bekommen, zu sagen: Ich schlafe im Nichts. Ich bin nicht nichts, indem ich schlafe, ich behalte während des Schlafens mein Ich und meinen astralischen Leib. Ich bin nicht nichts, aber ich reiße mich aus der ganzen Welt heraus, die ich wahrnehme mit meinen Sinnen, die ich begreife mit meinem wachen Verstande. Ich reiße mich während des modernen Schlafes auch heraus aus der Welt, die zum Beispiel Jakob Böhme in besonderen, abnormen Bewußtseinszuständen gesehen hat mit den feineren Kräften des physischen und Ätherleibes, die er sich noch mitgenommen hat in seine Schlafzustände. Der moderne Mensch reißt sich heraus während des Schlafens nicht nur aus seiner Sinneswelt, sondern auch aus der Welt, welche die Welt des alten Hellsehers war. Und von der Welt, in der dann der Mensch darinnen ist vom Einschlafen bis zum Aufwachen, da kann er ja nichts wahrnehmen, denn das ist eine Zukunftswelt, das ist die Welt, in die sich die Erde verwandeln wird in jenen Zuständen, die ich in meiner «Geheimwissenschaft» als Jupiter-, Venus-, Vulkanzustand beschrieben habe. So daß in der Tat der moderne Mensch, der auf das intellektualistische Denken dressiert ist – verzeihen Sie den Ausdruck –, während des Schlafes im Nichts lebt. Er ist nicht nichts, ich muß es immer wieder betonen, aber er lebt im Nichts, weil er das, worin er lebt, die Zukunftswelt, eben noch nicht erleben kann. Die ist für ihn noch nichts. Aber gerade dadurch, daß der moderne Mensch im Nichts schlafen kann, wird ihm seine Freiheit garantiert; denn er lebt sich ein vom Einschlafen bis zum Aufwachen in die Befreiung von aller Welt, in das Nichts. Er wird gerade während des Schlafes unabhängig. Das ist sehr wichtig einzusehen, daß die besondere Art, wie der moderne Mensch schläft, ihm die Garantie für seine Freiheit gibt.'

In unserem Bewusstsein, immer wenn wir wachend wahrnehmen und denken, gibt es keinen einzigen Rest der geistigen Welt. Es gibt im gewöhnlichen, alltäglichen Denken keine Kraft, die zu einer Spiritualisierung des Denkens führen könnte. Die heiligen Kräfte aus der Nacht vermischen sich nicht mehr mit dem alltäglichen Wahrnehmen und Denken.
Im nächsten Text werde ich dieses Thema weiter verfolgen.

Die Metamorphose des Denkens
Jakob BöhmeDie Metamorphose des Denkens Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    Metamorfosen van het denkleven. Mooi blog en goed thema. Zal deze serie zeker verder volgen. Jezelf meester worden, in ieder geval in moreel opzicht tijdens het doorlopen van de universiteit van het leven, is een hele opgave.
  • Von klaus kreuzer @
    Meiner Meinung nach ist es ein schwieriges Unterfangen, ohne bewusste Seinseinstellung sich dem Schlaf zu überantworten. Da die Gefahr der Manipulation durch „Dunkelwesenheiten“ sehr groß und das Erkennen über Tags, nur über den Rückblick unserer „Taten“ möglich ist. Ob das so in anthroposophische Denkbilder passt?