Wenn wir die Wahrheit einer Geschichte wie der, die ich letzte Woche erzählte, glauben können, sind wir mit einem Rätsel konfrontiert. Aus meiner Praxis als Ärztin und auch aus Berichten von Kollegen weiß ich von mehreren Fällen, die dem, von dem ich erzählte, mehr oder weniger ähnlich sind. Ab und zu verschwindet ein Tumor, sogar ein solcher mit Metastasen, ohne Therapie. Wenn ein solcher Patient zur Untersuchung wieder ins Krankenhaus kommt und sich nirgendwo mehr ein Anzeichen eines Tumors zeigt, wird die erste Diagnose zumeist angezweifelt. Ich habe nie erfahren, dass die Ärzte sagen: Nun, dies ist eine wunderbare Heilung! Sie fangen an zu zweifeln, wo in den Berichten, den Untersuchungen usw. ein Fehler gewesen sein könnte. Doch manchmal hat der Patient selbst den Schaden in seinem Leib gesehen, zum Beispiel auf Ultraschallbildern. Oder es gab so ernsthafte Beschwerden – die verschwunden sind –, dass es wirklich keine andere mögliche Schlussfolgerung gibt als: Der Krebs wurde ohne Therapie geheilt. Es gibt natürlich alternative Therapien, die über Erfolge berichten. Um nicht in alle möglichen Diskussionen zu geraten, lasse ich diese Heilungen hier aus. Aber es gibt wundersame Heilungen, und diese geschehen in Menschen, die das Todesurteil oder die lebensbedrohende Diagnose nicht akzeptieren.
Ich würde nie raten, solche Diagnosen zurückzuweisen und einfach das Krankenhaus zu verlassen. Es muss im Geiste einen so realen Sturm geben wie bei dem amerikanischen Patienten, der das Urteil der Ärzte einfach nicht akzeptierte. Es war nicht einfach ein Verlassen der Klinik. Es war eine Art Lebenswende, eine Wandlung, ohne unmittelbar religiöse Vorstellung. Man kann die Kraft eines Sturmes in einer solchen Lebens-Tat empfinden. Warum heilt dies einen Prozess der Zelldegeneration?
Im Fall von Demenz erlebe ich ein Sich-Zurückziehen des Geistes von den mentalen Prozessen. Im Krebs gibt es ein viel tieferes ,Sich-Zurückziehen’. Der Geist hat nicht die Sinne und Hirnfunktionen verlassen, aber er verlässt die tieferen Kräfte des Wachstums und der Gestaltung des Leibes. Manche Ort im Leib werden allein gelassen, völlig außerhalb des Bewusstseins, und so geschieht die Reaktion auf dieses Verlassenwerden schleichend, ohne bemerkt zu werden. Die Lebensprozesse werden verlassen, der Geist und die Seele haben sich an einem bestimmten Punkt, der eine Prädisposition dafür hat, unbemerkt von ihnen zurückgezogen. Zuletzt verlässt in gewisser Weise auch das Leben selbst das physische Gewebe, und die proliferativen Kräften gehen ihren Weg ohne jede Führung durch ,höhere Welten’ als der physischen.
Es gibt Gewebe im Leib, die fast vollständig physisch sind, in gesunder Weise. Sie sind so pur physisch, dass wir sie mit Hilfe der physikalischen Gesetze wie der Mechanik und Optik studieren können. Diese Organe sind die Sinne, sie wurden auf ganz natürliche Weise ,verlassen’ und sind sozusagen rein physisch – es ist ihr gesunder Zustand. Wenn ein solcher Zustand – der in den Sinnen gesund ist – andere Regionen des Leibes ergreift, ist dies der Anfang der Entwicklung eines Karzinoms.
Wenn ein Patient, der an dieser Erkrankung leidet, auf irgendeinem Wege den Mut findet, einen Schritt mit vollem Willen und voller Kraft zu machen, wird er seinen Leib mit neuen Lebenskräften, mit Seele und Geisteskräften durchdringen. Es ist dann, wie wenn ein Sturm wütet – und die Heilung hat begonnen.
Ein unerwarteter Ausweg...
Ein Anfang der Heilung Von Mieke Mosmuller