Im Frühjahr und im Herbst gibt es drei Meditationsabende in Zeist, das Thema wird für eine Serie von drei zusammen gewählt. In diesem Frühjahr lautete das Thema: Liebe. Die Liebe nach Platon, die Liebe nach Paulus und Dionysius Areopagita und die Liebe in unserer Zeit.
Während der Vorbereitung offenbarte sich das Thema sofort als unaussprechlich. Liebe ist der Sinn der Entwicklung der Erde... Wer könnte das in Worte fassen? Wer könnte Übungen in der Liebe finden? Wie soll man die Liebe verstehen? Der Apostel und Evangelist Johannes sagt: ‘Kinder liebt einander!‘ Aber was bedeutet das?
Ich habe große Weise konsultiert, zuerst Platon. Ich fing jedes Mal mit den bekannten Zeilen von Paulus an, aus dem ersten Brief an die Korinther, Kapitel 13:
‚Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles.
Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich's stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.‘
Dann gab ich anhand von Zitaten eine Zusammenfassung vom Symposium von Platon. Eine Reihe von Athenern spricht über Eros. Man hört eine schön gegliederte Anschauung über Eros: im physischen Körper, im Leben, in der Seele... Schließlich spricht Sokrates selbst und gibt nicht seine eigene Anschauung, sondern die der weisen Seherin Diotima. Schließlich kommt nach den Auseinandersetzungen ein ungebetener Gast herein, der durch seine Geschichten über und Anschuldigungen gegen Sokrates ein Bild davon gibt, wie Sokrates selbst mit Eros umgeht.
Mehr dazu nächste Woche...
Eros Von Mieke Mosmuller