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Europa zwischen Ost und West

Europa zwischen Ost und West

Von

Mieke Mosmuller

08-12-2021 14 Kommentare Print!
Arnheim 19. November 2019

An diesem Abend hielt ich einen Vortrag mit dem Titel: Europa zwischen Ost und West. An diesem Abend öffnete ich mein Herz, ohne zu wissen, was uns im Jahr 2020 erwartete. Da der Aufruf, den ich dort gemacht habe, heute dringender denn je ist, werde ich ihn in mehreren Teilen veröffentlichen. Dies ist der erste Teil.


Die erste Frage, die ich mir in Vorbereitung auf diesen Abend stellte, war: Wer ist Europa? Dann kommt man zur griechischen Mythologie, wo Europa als ein wunderschönes Mädchen in Phönizien beschrieben wird - das ist mehr oder weniger der Ort, an dem wir den Libanon kennen - und dieses Mädchen spielte mit ihren Freundinnen am Strand, am Meer, und dann kam Zeus, der große oberste Gott, der beim Anblick dieses schönen Mädchens von Lust ergriffen wurde und sich in die Gestalt eines weißen Stiers verwandelte und mitspielte. Das Mädchen Europa, das mit dem Stier spielte, hatte keine Ahnung, worauf sie sich da einließ. Sie kletterte auf den Rücken des Stiers, und der Stier entführte Europa nach Kreta. Hier sehen wir eine interessante Bewegung, von Phönizien nach Kreta. Auf Kreta hatte sie drei Kinder, von denen eines der spätere König Minos war.

Der König, der dort herrschte, war ebenfalls sehr angetan von Europa, und natürlich war Zeus inzwischen zu seiner eifersüchtigen Frau Hera zurückgekehrt, sodass der König von Kreta Europa zur Frau nahm und die Kinder, die Europa bereits hatte - drei Kinder - an seinen Hof holte, und später wurde er von Minos abgelöst. Minos war der eigentliche Begründer der minoischen griechischen Kultur, der ersten Blüte der großen griechischen Kultur.

Ich finde das eine sehr bewegende Geschichte. Wenn man Europäer ist - und das sind wir -, dann hat man einen Bezug zu Europa, und sie erscheint plötzlich als schöne Tochter aus Phönizien, die von Zeus nach Kreta gebracht wird und dann sozusagen die Grundlagen der europäischen Kultur mitgestaltet.

Das Schöne ist, dass der Name Europa - wenn man ihn auf Griechisch versteht - natürlich das Wort "eu" enthält und auch "ops", Auge, also das Gute oder das gut Aussehende. Aber im Altgriechischen hieß es so etwas wie Erebu, und das bedeutet Blick auf das Abendland.

Das ist sehr merkwürdig, denn im Nahen Osten war der Blick natürlich auf das Morgenland gerichtet, wo die Sonne aufging. Und als sie sich den Sonnenuntergang ansahen, hatten sie keine andere Idee als etwas, das ziemlich nah war, denn das war alles, was sie davon wussten. Und so wurde das, was wir heute Europa nennen, Abendland genannt. Wenn man an den Westen denkt, denkt man eher an den Fernen Westen und wenn man an den Osten denkt, denkt man eher an den Fernen Osten. Aber in diesem Kontext der Entwicklung Europas sieht man tatsächlich die Bewegung vom Nahen Osten über Griechenland nach Europa und das kann man erleben, man kann, wenn man eine solche Bewegung betrachtet, auch wenn es eine mythologische ist, ein Erleben davon entwickeln.

In Verbindung mit der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners haben wir dann natürlich einen ganz besonderen Blick auf die nachatlantische Zeit, in der wir leben. Wenn wir versuchen, dies auch geografisch in einer Bewegung zu erleben - dass die verbliebene atlantische Kultur, soweit sie nicht neu ist, in China erlebbar ist; dass dann die älteste nachatlantische Kultur die indische ist; dann die persische; dann die ägyptische - man spürt, wo man hingeht - und dann von der ägyptisch-chaldäischen nach Europa; um sich dann in der Zukunft weiter nach Osten von Europa auszudehnen und dann schließlich im siebten na-atlantischen Zeitalter bis nach Amerika zu reichen.

Die fünfte nachatlantische Kultur - die unsere - befindet sich im Wesentlichen in Mitteleuropa.
Was ist die Aufgabe dieser fünften nachatlantischen Kultur?
Das ist natürlich die Frage.

Rudolf Steiner hat sehr unter dem Ersten Weltkrieg gelitten und suchte dann, als der Krieg vorbei war, nach einer Möglichkeit, die Kultur Mitteleuropas so zu gestalten, dass sie für die Entwicklung der Bewusstseinsseele fruchtbar sein kann und auch für die Aufnahme der zukünftigen Erscheinung Christi in der Ätherwelt fruchtbar sein kann.

Wir wissen natürlich alle, dass Rudolf Steiner die soziale Dreigliederung initiiert hat und in den "Kernpunkten der sozialen Frage", diesem Büchlein - es ist nicht sehr dick, aber auch nicht einfach zu lesen - finden wir am Ende einen Appell an die deutsche Kulturwelt und vor allem im ersten Teil davon - danach beschreibt er die soziale Dreigliederung - aber der eigentliche Appell gibt sehr deutlich wieder, wie er es gesehen hat, dass in Mitteleuropa die Aufgabe, die Entwicklung der Bewusstseinsseele zu bewirken ist, und wie das geschehen sollte.

Rudolf Steiner:
‘An das deutsche Volk und an die Kulturwelt!
Sicher gefügt für unbegrenzte Zeiten glaubte das deutsche Volk seinen vor einem halben Jahrhundert aufgeführten Reichsbau. Im August 1914 meinte es, die kriegerische Katastrophe, an deren Beginn es sich gestellt sah, werde diesen Bau als unbesieglich erweisen. Heute kann es nur auf dessen Trümmer blicken. Selbstbesinnung muß nach solchem Erlebnis eintreten. Denn dieses Erlebnis hat die Meinung eines halben Jahrhunderts, hat insbesondere die herrschen­den Gedanken der Kriegsjahre als einen tragisch wirkenden Irrtum erwiesen. Wo liegen die Gründe dieses verhängnisvollen Irrtums? Diese Frage muß Selbstbesinnung in die Seelen der Glieder des deutschen Volkes treiben. Ob jetzt die Kraft zu solcher Selbstbesinnung vorhanden ist, davon hängt die Lebensmöglichkeit des deutschen Volkes ab. Dessen Zukunft hängt davon ab, ob es sich die Frage in ernster Weise zu stellen vermag: wie bin ich in meinen Irrtum verfallen? Stellt es sich diese Frage heute, dann wird ihm die Erkenntnis aufleuchten, daß es vor einem halben Jahr­hundert ein Reich gegründet, jedoch unterlassen hat, diesem Reich eine aus dem Wesensinhalt der deutschen Volkheit entspringende Aufgabe zu stellen. - Das Reich war ge­gründet. In den ersten Zeiten seines Bestandes war man bemüht, seine inneren Lebensmöglichkeiten nach den Anforderungen, die sich durch alte Traditionen und neue Bedürfnisse von Jahr zu Jahr zeigten, in Ordnung zu bringen. Später ging man dazu über, die in materiellen Kräften begründete äußere Machtstellung zu festigen und zu vergrößern. Damit verband man Maßnahmen in bezug auf die von der neuen Zeit geborenen sozialen Anforderungen, die zwar manchem Rechnung trugen, was der Tag als Notwendigkeit erwies, denen aber doch ein großes Ziel fehlte, wie es sich hätte ergeben sollen aus einer Erkenntnis der Entwickelungskräfte, denen die neuere Menschheit sich zuwenden muß. So war das Reich in den Weltzusammenhang hineingestellt ohne wesenhafte, seinen Bestand rechtfertigende Zielsetzung.’

Das ist das, was Rudolf Steiner dann später - oder vielleicht hat er es auch vorher gesagt - in Vorträgen immer wieder zum Ausdruck gebracht hat, dass das deutsche Volk - und damit meinte er nicht so sehr dieser Reichsbau, sondern Mitteleuropa in einem weiteren Sinne, dass Europa eigentlich nur dann eine Daseinsberechtigung hat, wenn es die Kräfte nicht nur im äußeren materiellen Wohlstand und Wirtschaftsleben sucht, sondern wenn es weiß, dass die erste Aufgabe für Mitteleuropa die Entwicklung des Selbst ist, das zum Bewusstsein der Seele gehört und deshalb die Entwicklung der Bewusstseinsseele ist. Also eigentlich in dieser Bewegung von Ost nach West, die man dann von der vorigen Kulturperiode bis zur fünften erleben kann, könnte man das mit einbeziehen, in dem Erleben, dass es in unserer Kulturperiode darum geht, die Bewusstseinsseele zu entwickeln, aber so zu entwickeln, dass das Bewusstsein der Seele etabliert wird, oder herbeigeführt wird, und dass wir, um dieser Aufgabe ihren vollen Sinn zu geben, begreifen sollten, dass wir dazu die Auferstehung Christi in der Ätherwelt brauchen - und dass wir uns dessen nicht nur bewusst sind, sondern auch das Bestreben haben, diese Anschauung Christi in der Ätherwelt zu suchen, sie möglicherweise zu erreichen, wenn sie uns gegeben ist, und sie in der Kultur so weit wie möglich zu verbreiten. Rudolf Steiner hat dann in der Zeit der sozialen Dreigliederung und im Zuge davor, während des Ersten Weltkrieges, sehr viel Wissen, Einsicht, in die Gegenmächte vermittelt und über die Frage gesprochen: Was strebt dieser Bewusstseinsseele entgegen, die sich durch den christlichen Willen entwickeln will, was steht dieser Entwicklung entgegen?

Wird fortgesetzt

Mieke Mosmuller

Europa zwischen Ost und West Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von Wil van Spellen @
    Heel interessant. Ik kijk uit naar het vervolg
  • Von @
    Super interessant
  • Von @
    Hier lees ik wat ik in mijn ziel ervaar bij het lezen van de weekspreuken.
    Ik zie uit naar het vervolg.
  • Von Boudy Tjho @
    Hartelijk dank. Een mooi gegeven , ik zie uit naar het vervolg.
  • Von Gerard @
    Ik ging van de zomer met een vriendin naar een kleine demonstratie tegen de corona maatregelen in een Eindhovens park. We kwamen wat later aan en gingen zitten op het gras, tussen verspreid zittende groepjes, waarbij veel gele paraplu’s te zien waren. Er was muziek, gedichten werden voorgedragen en daarnaast waren er ook toespraken. Wat me vanaf het begin opviel was de bijzondere sfeer waarin ik terecht kwam. Ik voelde een tere kracht van verbroedering tussen de mensen heersen. Die kwam ook tot uitdrukking in de liedjes en teksten die werden opgevoerd. Het deed je even het contact zoeken met de mensen die op een afstandje naast je zaten. Daarbij merkte je dat dat contact door de anderen ook werd gezocht. Toen de laatste woorden van afscheid hadden geklonken gebeurde er weer iets bijzonders. Niemand ging weg. Het was alsof iedereen de bijzondere sfeer voelde die ons geschonken werd en daarin wilde verwijlen. Na enige tijd pas stonden her en der mensen op om te vertrekken. En als ze langs je liepen, dan zocht je weer even het contact met elkaar. Zo ervoer ik die dag die andere kracht, die iets heel anders met de mensheid voor heeft dan wat nu over ons uitgestort wordt aan maatregelen. En weet ik dat deze veel teerder, maar o zo veel sterker is…
  • Von Adelheid @
    Bijzonder, zie uit naar het vervolg
  • Von Gert-Jan Remijnse @
    Heel fijn dat je er weer bent voor ons!
  • Von Kees @
    Ik heb jouw inspirerende woorden gemist! Ze zijn zo nodig in deze tijd. Ik hoop dat het persoonlijk goed met jou gaat. Lieve groet, Kees.
  • Von @
    Dank je wel. Ben benieuwd naar deel 2.
  • Von Hans @
    Mijn vrouw zei gisteren hoe zou het met Mieke zijn. En nu een fijn nieuw stuk. Dank je wel!
  • Von Herta Conrad @
    Danke Frau Mosmuller für diese wahren Einblicke. DANKE und Alles Gute für Sie und Ihre Familie
  • Von Dina @
    .....wat streeft deze bewustzijnsziel die zich door christelijke wil ontwikkelen wil, wat streeft tegen die ontwikkeling in?.....Ik weet het niet, lang nagedacht en wacht de volgende aflevering af, heel blij dat je weer terug bent Mieke! Gods zegen.
  • Von Lieke van der Ree @
    Lieve Mieke,
    Veel dank voor het publiceren van deze voordracht. Wij waren erbij, in 2019 in Arnhem, en ik herinner me nog hoe ik erdoor geraakt was.
    In het citaat van Rudolf Steiner dat je hier weergeeft, roep hij op tot zelfbezinning, tot het zoeken van het wezenlijke doel van onze Midden-Europese cultuur. In zijn werk, en in dat van jou, is het duidelijk dat het erom gaat ons ik-bewustzijn te ontwikkelen, onze ik-activiteit, de spiritualisering van het denken. En het is ook duidelijk dat dit niet gaat zonder de hulp van de Opgestane.
    In je vele boeken beschrijf je die weg, hoogst actueel in Posthumanisme.
    Lieve Mieke, dank voor de niet-aflatende inspiratie die we uit jouw werk kunnen putten in deze moeilijke crisistijd.
    Lieve groet van Lieke, ook namens Diederik.
  • Von Machteld Rippen-Veenker @
    Mooier kan het niet gezegd Lieke. Ik sluit me aan bij jouw woorden.
    met lieve groeten voor jou Mieke, ook namens Peter