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Metamorphose des Denkens II

Metamorphose des Denkens II

Von

Mieke Mosmuller

21-06-2017 3 Kommentare Print!

Es kann eine tragische Entdeckung im Leben werden, wie passiv wir modernen Menschen in unserem inneren Leben sind. Der Körper kann natürlich auch passiv sein, aber nichts ist mit der Passivität des inneren Lebens zu vergleichen. In einem witzigen Vergleich schilderte Rudolf Steiner den Lehrern der Waldorfschule einmal das Folgende:


'Man muß mit, man muß das Denken in Bewegung setzen; in dem Augenblicke, wo man das tut, kommt man mit. Da hört auf dasjenige, was ich modernes Hellsehen nennen möchte, etwas Wunderbares zu sein. Daß das immer noch als etwas besonders Wunderbares erscheint, kommt daher, daß die Menschen noch nicht die Energie entwickeln wollen, Aktivität in das Denken hineinzutragen. Es ist oft zum Verzweifeln in dieser Beziehung. Man fühlt manchmal, wenn man diese Forderung der Aktivität an das Denken stellt, daß es dem Betreffenden zumute ist wie einem Manne, der im Straßengraben lag, seine Hände und Beine nicht bewegte, nicht einmal seine Augenlider aufmachte, und von einem Vorübergehenden gefragt wurde: Warum sind Sie so traurig? - Er antwortete: Weil ich nichts tun möchte. — Der Fragende war erstaunt darüber, denn der Liegende tat anscheinend schon seit langer Zeit nichts. Aber er wollte noch mehr «nichts tun»! Da sagte der Fragende: Ja, Sie tun ja wirklich nichts! - Darauf bekam er die Antwort: Ich muß ja die Umdrehung der Erde mitmachen, und ich möchte selbst das nicht tun. So kommen einem diejenigen vor, die durchaus nicht Aktivität in das Denken hineintragen möchten, die Kraft, die allein aus dem Menschen heraus wiederum einen Zusammenhang bringen kann zwischen der Menschenseele und dem göttlich-geistigen Weltinhalt.' (GA 217, S. 126)

Es ist also nicht nur die Passivität selbst, es ist auch die Weigerung, aktiv zu werden. Es ist sogar die Weigerung, zur Einsicht bezüglich der Notwendigkeit zu kommen, im Denken aktiv zu werden. Es ist eine starke Kraft wirksam, die das Menschengeschlecht in Passivität halten will, sodass alle Menschen vergessen, dass es eine Freiheit im Denken geben könnte. Es könnte nämlich ein Wille entstehen, dasjenige zu denken, was man selbst als Wahrheit und Richtigkeit einsieht, ohne von all den Gedanken geführt zu werden, die für unser Denken vorbereitet werden.

Im aktiven Denken selbst wohnt die Wahrheit, die Aktivität ist die Wahrheit. Es besteht keinerlei Gefahr, wenn Menschen im Selbst-Denken aktiv werden. Sie würden genau wissen, was sie denken, und sie würden dadurch nicht gegen die spirituelle Wahrheit sündigen, die im aktiven Denken wohnt. Das Missverständnis, dass aktives Denken ein Denken sein könnte, das nicht von Moralität geführt wird, weil der Denker aus egoistischen Zielen heraus denken würde, ist der ernsteste Mangel an Verständnis für das menschliche Denken. Wirklich aktives Denken folgt den ,Gesetzen’ der Wahrheit. Natürlich nicht in einer direkten Linie, nicht, ohne je Fehler zu machen, aber in einer gesunden Entwicklung hin zur universellen Wahrheit. In diesem Sinne können wir das aktive Denken als ein gesundendes Phänomen ansehen, das ich als Arzt mit Hilfe des folgenden Symbols ausdrücken möchte: Äskulap mit dem Stab des Merkur.

Metamorphose des Denkens II
Museum in Epidaurus (Griechenland)Metamorphose des Denkens II Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von klaus Kreuzer @
    Und das Wort ist in mir
    ich bin der Schöpfer
    meines Geistes
    Verstehe ich die Worte
    dann bewege ich das Leben.
    kk
    • Von @
      Dank je Mieke. Heb dit krachtig op me in laten werken. Goed dat je er een medisch element aan verbindt. De desbetreffende voordracht uit GA 217 bestudeerde ik deze week in zijn geheel. Laat tevens mijn gedachten gaan naar de inhoud van de 4e voordracht van Steiners lezingenreeks Psychosofie (uit de cyclus Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie; GA 115), waarin Steiner onder andere wijst op een wezenlijke waarde van een zuivere wil, te onderscheiden van gemodificeerde, specifieke en objectgerichte begeerten, en noodzaak om natuurwetenschappelijke onderzoeksresultaten en benaderingswijzen tegenwoordig aan te vullen met occulte onderzoeksmethoden; antroposofisch geestonderzoek. (Forschung.) Actief zelf denken vervult bij één en ander natuurlijk een cruciale rol.

      Teven laat het onderwerp mijn gedachten gaan naar het basisthema van je boekwerk Het menselijke Mysterie (Uitgeverij Occident, 2014), een lezenswaardig en prikkelend studieboek;
      internetadres: https://www.occident.nl/nl/boeken/geesteswetenschap/het-menselijke-mysterie-9789075240405

      Kort heb ik, zoals ik dat momenteel beleef, een waarde van actief (en waarachtig) denken met twee aforismen, één van Nietzsche en één van mezelf, aan de orde gesteld in mijn blog Perceptie en oude windselen (Cahier, 26 juni 2017);
      internetadres: http://johnwervenbos.blogspot.nl/2017/06/perceptie-en-oude-windselen.html
  • Von Greta Fields @
    People interested in the distinction between passive and active thinking may wish to investigate this topic further in Aristotle's Metaphysics. Aristotle made a distinction between active and passive mind, between potential and actual mind, between potential and actual use of reason. I understand Steiner's philosophy as directly descended not only from Goethe, but Aristotle. Interesting, Steiner had a teacher who wrote books about Aristotle: Peter Bamford mentions this in his introduction to Goethe's Theory of Knowledge, by R.S. I wish somebody who knows more about philosophy than me would write something about Steiner's debt to Aristotle. Steiner was not even included in readings in the philosophy department where I took a couple courses in philosophy. However, I read enough Aristotle to know that Steiner has done a brilliant followup to the Metaphysics.