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Moderne spirituelle Selbsterkenntnis

Moderne spirituelle Selbsterkenntnis

Von

Mieke Mosmuller

04-02-2015 8 Kommentare Print!

In der Divina Commedia, dem mittelalterlichen Gedicht von Dante, finden wir eine Form von Selbsterkenntnis, die auf einer gewissen Hellsichtigkeit basiert. Dantes Lehrer war Brunetto Latini. Dante beschreibt seine Begegnung mit seinem Lehrer im Inferno, wo er brennt...


Rudolf Steiner hat über Brunetto Latini auf eine ganz andere Weise gesprochen. Seine okkulten Forschungen zeigen, wie Brunetto Latini einen Sonnenstich bekam, als er nach Florenz zurückkehrte. Dies brachte ihn in einen Zustand, in dem er eine Vision hatte, eine tief spirituelle Einsicht in die Welt hinter der Natur. Er empfing die Unterweisung eines göttlichen Wesens, von „Natura“. Sie lehrte ihn den Weg zur Hellsichtigkeit in der Natur.

Vor dieser Zeit hatte es in Chartres eine spirituelle Bewegung gegeben, die „Schule von Chartres“, die mit der Kathedrale verbunden war. Die großen Lehrer dort (Alanus ab Insulis ist der bekannteste) erlebten gerade, wie Natura langsam aus dem Bewusstsein des Menschen entschwand. Das bedeutete, dass es allmählich unmöglich wurde, das wahre Wesen der Natur zu schauen. Brunetto Latini fing einen letzten Schimmer der Natura auf und unterwies Dante darin. In der Divina Commedia können wir eine Beschreibung der geistigen Welt sehen, wie sie in einem letzten Schimmer vom Menschen noch aufgefangen werden konnte. Es war die Zeit der Scholastik, und wenig später brach die Zeit der Naturwissenschaft an. In der Wissenschaft gibt es keinen Geist mehr, hier sammelt der Intellekt Wissen, durch Wahrnehmung und Experiment.

In den Bilden von Latini und Dante finden wir Selbsterkenntnis, die in Imaginationen geschildert wird. Sie kommen in gewissem Sinne von außerhalb des Forschers. Dieser sieht die Bilder wie in einem Traum. Wenn wir die sieben Hauptsünden studieren, dann finden wir Selbsterkenntnis, indem wir diese Sünden als Teil unserer selbst wiedererkennen. Wir können sie natürlich auch verneinen und behaupten, dass wir sie überhaupt nicht hätten...

In der modernen Zeit muss die Selbsterkenntnis eine andere Form bekommen. Die Position des Selbst in Bezug auf die Erkenntnis muss ganz umgekehrt werden. Der Geist schaut nicht mehr von sich selbst aus in eine spirituelle Umgebung. Das Selbst muss lernen, sich „außerhalb von sich selbst“ aufzustellen und gleichsam auf sich selbst zurückzuschauen. In diesem Selbst wird sich dann die geistige Welt offenbaren. Im gewöhnlichen Bewusstsein ist dies nicht so. Hier finden wir uns selbst im Mittelpunkt und die Welt um uns herum.  In der modernen Einweihung ist es umgekehrt: Die Umgebung schaut auf den Mittelpunkt, und der Mittelpunkt ist von der geistigen Welt durchwoben.

Doch bevor dies möglich wird, muss das Selbst sich von aller Selbstsucht im Denken, Fühlen und Wollen reinigen. Hier müsste eine moderne „Sündenlehre“ beginnen. Der Unterricht würde nicht durch einen Lehrer oder einen Priester oder einen Eingeweihten gegeben werden. Die Lehre würde sich selbst im wahrhaftigen Gewahrwerden des Selbst durch das Selbst offenbaren.

Die klassische Frage von Sokrates: Ist die Tugend lehrbar? findet hier ihre Antwort. Ja, die Tugend ist lehrbar: Durch die wahrhaftige Wahrnehmung des Selbst durch das Selbst wird die Tugend gelehrt, entwickelt. Diese Selbsterkenntnis ist so real, dass sie den Keim einer Selbst-Verwandlung in sich trägt. Diese Verwandlung des Selbst beruht nicht auf einer Lehre, sondern ist ein lebendiger verwandelnder Prozess.

Moderne spirituelle Selbsterkenntnis
Divina Commedia, Inferno, 15. Gesang, Begegnung mit Brunetto Latini (Holzschnitt von Gustav Doré, 1861).Moderne spirituelle Selbsterkenntnis Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    Ik herken wat hier geschreven staat, niet zozeer vanuit de theoretische en filosofische kennis wel uit doorleefd ervaren.
    De laatste alinea spreekt mij direct en rechtstreeks aan in mijn helder weten.
    Tijdens mijn leven en werken ben ik dat omvormende proces gegaan. Reflectie, via de schaduw-wereld, van het zelf op het zelf.
    Ik heb alle uiterlijke leer en gezag losgelaten en heb bewust mijn ziel/zelf als "leidinggevende" aangesteld met mijn hart als kompas.
    Leven vanuit bezieling.
    Het is dus een omvormende transformerende beweging die gaande is... we zijn immers allen met elkaar verbonden via het grotere wezens-bewustzijnsveld.
    Dank voor uw schrijven!

    • Von Mieke Mosmuller @
      U dank voor uw reactie!
  • Von @
    Ter aanvulling nog een link naar een stukje in een online magazine wat hier mogelijk op aansluit?

    http://www.spirit4soul.nl/wat-houdt-spiritueel-leven-eigenlijk-in/
  • Von Hans van der Ham @
    Begrijp ik het goed dat we als mens vanuit het heden de weg naar het boven bewustzijn "moeten" ( kunnen ) gaan bewandelen ( volgen )? Dit als opvolging vanuit het huidige heldere denkbewustzijn.
    • Von Mieke Mosmuller @
      Ja, zo is het bedoeld.
  • Von Kees Weurman @
    Dank!!! voor deze verdere verdieping die ook weer vragen bij mij oproept.... Het lijkt op wat staat in de Bhagavad Gita maar is het hetzelfde??: Hoofdstuk 6 , V 18 en 20 Als zijn beheerste denken gevestigd is op het Zelf, vrij van verlangen naar alle begerenswaardige dingen, dan zegt men: hij is evenwichtig. En : Dat , waarin het denken tot rust komt, verstilt door yoga- beoefening, dat waarin men, het Zelf schouwend door het Zelf, tevreden is in het Zelf. Het lijkt hetzelfde, is het schijn?
    • Von Mieke Mosmuller @
      Ja, Dat is een wezenlijke vraag die in het verlengde van deze beschouwing ligt. Ik kom daar op terug. Er is een groot onderscheid.
      • Von K Weurman @
        Van morgen vroeg vond ik toevallig een zin , in Mein Lebensgang, die ik nu lees ,aan het einde van Hoofdstuk17 : Im anschauenden Selbsterkennen der Menschenseele trat in dieser die Moralische Welt als deren ganz individuelles Erlebnis auf.
        De vraag gisteravond laat gesteld (misschien te vroeg gesteld) en vroeg gevonden...(maar misschien te laat want anders had ik de vraag niet hoeven stellen. hartelijke groet.