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Raum und Zeit

Raum und Zeit

Von

Mieke Mosmuller

15-04-2015 7 Kommentare Print!

Unsere Sinneserfahrungen, Gedanken und Begriffe basieren auf einem Leben im Raum. Unsere Vorstellungen sind räumlicher Art. Wenn wir auf unsere Uhr schauen, wird auch die Zeit in einer räumlichen Form visualisiert – insofern wir noch ein Ziffernblatt mit den zwölf Stunden haben. Raum ist eine Art Wirklichkeit für uns; Zeit ist viel weniger eine Wirklichkeit. Wir müssen natürlich mit der Zeit leben, es ist ein ziemlich zwingendes Medium, doch wir haben kein deutliches Sinnesorgan dafür wie das Auge für den durchlichteten Raum um uns. Es gibt Menschen mit einem guten Zeitgefühl, andere haben das viel weniger, kommen zum Beispiel immer zu spät. Ob nun Zeit etwas Wirkliches ist oder ob es eine menschliche Erfindung ist, eine erdachte Einteilung, um Tag und Nacht einzuteilen – das ist nicht ohne Weiteres deutlich. 


Im Frühling kommen die Pflanzen wieder aus der Erde hervor, sie scheinen zu ‚wissen’, dass es die richtige Zeit für sie ist, um zu sprießen, und sie scheinen auch zu wissen, wann sie je nach ihrer Art blühen und Frucht tragen müssen. Was ist dieses mysteriöse Phänomen in der Natur – ist es in unserem Verstand, in unserem Geist auch zu finden?

Im Winter befindet sich die Macht des Denkens in einer individuell menschlichen Form. Wir empfinden ein inneres Licht des Denkens und die Möglichkeit, Gedanken und Begriffe zu bilden – aus eigener Kraft. Im Frühling liegt ein Punkt der Umkehr. Wir verändern uns im Frühling, zum Sommer hin, so, dass wir uns gleichsam vollkommen umstülpen: Was im Inneren war, kommt ganz nach außen, was außen war, kommt ins Innere. Das geschieht bei allen Menschen, wir brauchen nicht danach zu streben. Doch wir haben von Natur aus kein Bewusstsein davon – das ist etwas, wonach man streben kann. Der Mensch hat die Möglichkeit, all seine Vermögen in das Licht des begreifenden Bewusstseins zu bringen, das ist das Erreichen der Freiheit. 

Ein wenig, zu diesem Bewusstsein zu kommen, ist in den Wochensprüchen von Rudolf Steiner gegeben, dem Seelenkalender. Hierin gibt er für jede Woche des Jahres einen Spruch. Indem man sich selbst ganz damit identifiziert, sich damit vereinigt, lernt man, zu erleben, wie der Mensch sich in Bezug auf seine Position gegenüber sich selbst und der Welt durch das Jahr hindurch metamorphosiert. Von Woche zu Woche verändert sich diese Position ein kleines bisschen, und indem man sich mit diesen leichten Veränderungen identifiziert, in einer Meditation in Gedanken, Gefühlen und Willensimpulsen, fühlt man sich hinübergetragen zu dem Verlauf in der Zeit. Das Alltagsbewusstsein gibt ein Erleben des Raumes, begleitet vom Phänomen Zeit. Nun wird die Zeit das führende Phänomen, die Seele fühlt sich wie verkörpert in der Zeit. 

Rudolf Steiner, Wochenspruch Nr. 2

Ins Äußre des Sinnesalls
Verliert Gedankenmacht ihr Eigensein;
Es finden Geisteswelten
Den Menschensprossen wieder,
Der Seinen Keim in ihnen,
Doch seine Seelenfrucht
In sich muss finden.

In der zurückliegenden Woche, nach Ostern, konnten wir empfinden, wie unsere Freude sich mit dem Licht der Sonne vereinigte und wie Gedanken in die kosmischen Weiten ziehen und uns an das Sein des Geistes binden. Nun kann man dies wie etwas verstärkt erleben. Was im Winter die Macht des menschlichen Denkens war, wird nun verdünnt, es fließt zu den äußersten Grenzen des sichtbaren Alls. Das reine, aber spirituell arme menschliche Denken erreicht die geistige Welt, und wir können versuchen, zu fühlen, wie wir von den geistigen Welten wiedergefunden werden. So, wie die Wellen, die von einem ins Wasser geworfenen Stein gebildet werden, zum Zentrum zurückkehren, wenn sie das Äußerste erreicht haben, so kommen die spirituellen Welten zurück zum menschlichen Wesen. Der Mensch ist ein Spross der geistigen Welt, er sprießt aus ihnen hervor, doch finden die Frucht der Seele in sich selbst. 

Wir können uns als von der geistigen Welt wiedergefunden empfinden lernen, die uns aus sich entsprießen ließ und uns die Freiheit lässt, die eigenen Früchte in uns selbst zu finden.

Raum und ZeitRaum und Zeit Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von @
    Mooi, dank je voor deze aansporing met een weekspreuk te leven.
  • Von Geartsje @
    Ook oprechte dank van mijn kant. Ik probeer al een hele poos om met de weekspreuken te leven en de prachtige toelichting helpt om het beter beeldend te maken en in te voelen hoe je dit het beste zou kunnen doen.
    Ik vind de vertalingen uit het Duits ook mooi; u heeft ze toch nog niet allemaal vertaald en uitgegeven of bent dit voornemens?
    Want Wijnand Mees vertaalt het bijvoorbeeld als 'de uiterlijke zinnenwereld', waar je je toch iets heel anders bij voorstelt als 'het uiterste van het zintuigelijk al'.
    In ieder geval weer genoeg materie om mee aan het werk: dank!
    • Von Mieke Mosmuller @
      Dank voor uw reactie! Ik wil proberen om het komende jaar de weerspreken bij te houden, hoop dat het lukt...
  • Von Gjalt Wijmenga @
    Het fenomeen beweging ervaren we onontkoombaar ook als "tijdelijk", zodra we er van uit gaan dat we onze zintuigervaringen primair als "ruimtelijk" beleven. Bij nadere beschouwing zouden we tijd en ruimte kunnen opvatten als twee componenten, waarin we al hetgeen dat beweegt, verandert, zich metamorfoseert, kunnen ontleden. Hoe werkelijk zijn ruimte en tijd eigenlijk? Vormen niet "nabijheid" - intimiteit - en het "altijd" - trouw - soms niet de werkelijkste werkelijkheid?
    • Von Mieke Mosmuller @
      Ja, zeker, de innerlijke vormen zoals u ze beschrijft zijn 'werkelijkste werkelijkheid'. Ruimte en tijd in uiterlijke zin zou je kunnen zien als te berekenen in de natuurwetenschap, in die zin zijn de innerlijke vormen 'onberekenbaar'. Maar de in aanvang vluchtige schijn-begrippen ruimte en tijd kunnen door een meditatief verdiepen 'werkelijkste werkelijkheden' worden, waardoor het leven op aarde rijk, steeds rijker wordt.
  • Von E. Michaelis @
    Liebe Frau Mosmuller,
    ich beobachte in den Stunden seit Ende des Seminars eine Veränderung in meinem Denken über mich selbst, insofern als ich bei Dingen, die ich besser hätte tun können, mir nicht wie bisher einen Vorwurf mache, sondern spontan erfreut "Einsicht" denke.
    Ich weiß, das ist nicht ganz das, was Sie vermitteln wollten, ist aber immerhin ein Anfang und verbessert die Lebensqualität! ;-)
    • Von Mieke Mosmuller @
      Vielleicht ist das, was Sie beschreiben, doch in gewissem Sinn, was ich vermitteln wollte. Denn das Erleben der Intuition, die vorerst als Intuition des Ich auftritt, gibt diese 'Einsicht'.