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Soziale Kunst

Soziale Kunst

Von

Mieke Mosmulller

03-06-2015 6 Kommentare Print!
Im 20. Jahrhundert haben wir das Erwachen des sozialen Gefühls im Menschen erlebt. Zuvor wird dies sicher in bestimmten Persönlichkeiten anwesend gewesen sein, aber es wurde nie eine weltweite Bewegung. Das soziale Gefühl entwickelte sich zum Kommunismus und Sozialismus.
Wenn ich an die sechziger Jahre zurückdenke – ich war damals in der Mittelschule –, erinnere ich mich daran, wie meine Klassenkameraden großes Interesse an Politik hatten. Ich wuchs in Amsterdam auf, besuchte ein Gymnasium, wo dieses wachsende soziale, politische „Bewegtsein“ erste Pioniere fand. Die aufwachsenden jungen Menschen versuchten, sich von der Autorität zu befreien. Es gab Studentenrevolten, man wollte Mitsprache in der Ausbildung. Es gab die Arbeiter, die sich von der Herrschaft des Kapitalismus befreien wollten. Sie griffen die sozialistischen und kommunistischen Prinzipien aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wieder auf. Es war die Zeit des Existentialismus von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Die Worte „Gott ist tot“, und „Make love, not war” waren überall zu sehen.

Auf der einen Seite fühlten wir eine wachsende Freiheit. Alle autoritären Grundprinzipien schienen überwunden zu sein. Auf der anderen Seite wurde dennoch deutlich, dass es eine Verstärkung des Materialismus war. Das Prinzip „Gott ist tot“ gab ein Gefühl von Freiheit, aber zugleich steckte es alle Gedanken über den Geist in eine Schublade mit der Aufschrift „altmodischer Unsinn“. Das Prinzip „Make love, not war“ wurde auf eine rein physische Weise verwirklicht. Im Vondelpark konnte man mitten im Freien sehen, wie die Liebe betrieben wurde. Der Existentialismus blieb auf die irdische Existenz im physischen Leib beschränkt; der Kommunismus und der Sozialismus beruhten auf dem Prinzip der ehrlichen Verteilung von Geld und Macht, nicht auf den mehr spirituellen Aspekten des sozialen Lebens. Sozialismus und Kommunismus erwiesen sich als rein materialistische Sichtweisen.

Wie würde ein soziales Zusammenleben, das auf spirituellen Einsichten basiert, aussehen? Es wäre eine soziale Kunst. Das Material, das diese Kunst verwendet, wäre die Begegnung. Das wahrhaftige Gespräch, aber auch die schweigende Begegnung. Dies ist ein spirituelles Medium, das zwischen Menschen wirkt. Es kann auf eine künstlerische Weise eingesetzt werden.


Im gewöhnlichen Leben ist es fast immer das Schicksal zwischen den Menschen, das die Begegnung beherrscht. Sartre sah nur zwei Möglichkeiten: Man gewinnt oder man verliert, es gibt nichts dazwischen. Der Sieger fühlt sich gut, der Verlierer leidet. Die spirituelle Seite dieser Art der Begegnung wäre dann, dass die Teilnehmer sich selbst dadurch entwickeln, dass sie glücklich sind oder leiden. Es gibt nur eine passive Weise, das Zusammenkommen und Auseinandergehen zu erleben.

Soziale Kunst wäre etwas völlig anderes, etwas ganz Neues. Die Teilnehmer hätten ein aktives Selbstbewusstsein, und sie würden aktiv die Begegnung besser, edler, freudvoller und originell gestalten wollen. Sie würden versuchen, eine ganz neue Atmosphäre der menschlichen Freundschaft zu schaffen. Man müsste in einem optimalen, spirituellen selbstbewussten Zustand sein, bereit, nicht in den alten, bestehenden Mustern mitgeschleift zu werden. Man würde aktiv neue Muster von Freiheit und Freundschaft bilden.

Danach wurde schon früher gestrebt. Vor der materialistischen Periode, die mit Feuerbach als Philosoph und Karl Marx als sozialem Reformer aufkam, gab es die Periode des Idealismus und der Romantik, die Zeit von Goethe, Schiller und Novalis. Die Gefühle dieser Zeit sind in unserer Zeit des Relativismus praktisch unmöglich geworden. Wir werden neue Formen dafür finden müssen.

Schiller schrieb sein Gedicht „Ode an die Freude“, und in diesen Versen können wir das hohe Gefühl des Idealismus gewahrwerden:
Schließt den heilgen Zirkel dichter,
schwört bei diesem goldnen Wein:
Dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!
Rettung von Tyrannenketten,
Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toten sollen leben!
Brüder trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
und die Hölle nicht mehr sein.
 
Soziale Kunst
Wir sind, was wir wiederholt tun. Vortrefflichkeit ist daher keine Tat, sondern eine Gewohnheit. (Aristoteles)

Dieses aristotelische Vertrauen in die Möglichkeiten des Menschen, zu lernen, werden uns zu einer Kunst des sozialen Lebens führen.Soziale Kunst Von Mieke Mosmulller

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Kommentare
  • Von wim velmans @
    heerlijk verfrissend Mieke,om deze draad van het sociale gevoel weer op te pakken.Is het ook niet een draad van Ariadne die in de krochten van het sociale en vooral ons innerlijke leven gevonden moet worden ?Ik ben benieuwd naar het vervolg ,om erin mee te denken.
    Hartelijke groet Wim
    • Von Mieke Mosmuller @
      Vanuit het zekere gevoel dat alles altijd, op elk moment opnieuw, origineel kan worden begonnen - toch rekening houdend met wat er al is - ontstaat een sociaal optimisme, dat ik zal trachten te beschrijven...
      • Von Marie Anne Paepe @
        'Sociaal optimisme' - wat zeg je het mooi lieve Mieke, en ik wens van ganser harte dat het clubje van Merkel, Juncker, Hollande, Lagarde en consorten dit kunnen opbrengen voor Griekenland - maar à propos vertonen Tsipras en Varoufakis dat niet al - kijk naar hen !
        Voortspinnend op wat Wim zegt, zie ik het sociale weefsel helemaal ontrafeld. Vind dan maar eens de juiste draad in de krochten van je eigen ziel of in de gemeenschap waarin je leeft, werkt, een cursus volgt .... om het weefsel met elkaar te weven.
        De mensen die vertrouwd zijn met de sociale hoofdwet van Rudolf Steiner hebben al heel wat in huis. En inderdaad Mieke, dàt de mens telkens weer opnieuw kan beginnen waar hij faalt, dat noem ik genade en kan ik er alleen maar intens dankbaar om zijn.
        Maar wat je ziet gebeuren in Europa en verder is de supersnelle ontwikkeling van de 'sociale' media terwijl de ethiek met rasse schreden achteruit boert. Er is communicatie die geen communicatie is.
        Maar wat in het groot is was er uiteraard allang in het klein. In 'Misverstand in Moskou' lees je de haarscherpe beschrijving van een ouder wordend echtpaar dat naast elkaar praat, elk voelt zich anders en denkt anders - een fenomeen dat ik herhaaldelijk meemaak op mijn werk in de kliniek, en dichter nog : bij mijn eigen ouders begot.
        Het aangehaalde boek is van Simone de Beauvoir, één van mijn geliefde schrijfsters omwille van haar doordringende blik.
        En nu kijk ik uit naar jouw blog volgende week en ik hoop dat ik hem per email krijg - gisteren was er weer een kink in de kabel ...
        Veel liefs, Marie Anne
        • Von Mieke Mosmuller @
          Sociale kunst kan niet in het groot worden beoefend, er zijn kunstenaars voor nodig, individuen. Ik heb geen globaal sociaal optimisme, alleen een individueel. Wat er ook gebeurt of gebeurd is, je kunt altijd opnieuw alle inzet geven, als individu....
  • Von @
    "Der optimale, spirituelle, selbstbewusste Zustand" Kann es nicht versucht werden, ihn entlang der "Nebenübungen" auszubilden, die im Zustand der Versöhnlichkeit enden (oder besser, beginnen) ?
    • Von Mieke Mosmuller @
      So wie ich es erlebe, braucht der übende Mensch für die Nebenübungen schon eine gewisse Stufe des Selbstbewusstseins, das nur durch Meditation erlangt werden kann. In diesem Sinn sind es wirklich Nebenübungen, neben der Hauptübung, der Meditation.