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Vertrauen

Vertrauen

Von

Mieke Mosmuller

24-06-2015 12 Kommentare Print!
Nun vergesse ich alles Politische, Wissenschaftliche, Soziale, Ökonomische und Religiöse. Ich habe alles verloren, nur die Liebe nicht, und ich lebe noch immer als Ich gegenüber einem anderen Ich. Ich vergesse sogar unser multikulturelles Zusammenleben, ich vergesse alle Ideale, die mit dem sozialen Leben zu tun haben. Es ist nur noch ein Ideal übrig: Ich gegenüber Ich, immer wieder und wieder von neuem beginnend. Ich behaupte nicht, dass Wissenschaft nicht wichtig wäre, dass wir nicht unsere Glaubensüberzeugungen haben könnten. Ich selbst habe sehr bestimmte Ideen, ich habe die Naturwissenschaft und die Geisteswissenschaft studiert. Aber im Augenblick, in dem ich da stehe, in der Begegnung mit einem anderen Ich, vergesse ich all dieses Wissen und all diese absoluten Überzeugungen über die Wahrheit. Dieses Einander-Gegenüberstehen geht nicht schriftlich, es geht nicht per E-Mail, es geht nicht über Facebook – es ist nur Auge in Auge möglich.

Ich habe über 25 Jahre lang als Ärztin gearbeitet, an einem Schreibtisch gesessen, und ich habe Patienten gesehen, jeden Tag, jahrein, jahraus. Immer habe ich versucht, jedem Patienten als einem ‚Ich’ zu begegnen, in der vollen, originellen Kraft der Begegnung, und versucht, zu vergessen, was ich in diesem Moment nicht brauchte. Natürlich fällt man stets doch wieder aus dieser Originalität heraus, wieder und wieder, aber wir können immer wieder von neuem beginnen.
Ich vergesse nun also alle politischen, ökonomischen und anderen Formen, und ich betrachte ein Problem unserer Zeit, das ein ungeheures Problem im sozialen Leben bildet. Dann bekomme ich ziemlich unkonventionelle Ideen, ausgehend von dieser ‚Leere’ der Erinnerung. Natürlich wird die Naivität auf viele Menschen verrückt wirken, doch nach meiner Überzeugung werden wir niemals soziale Lösungen finden, wenn wir fortfahren, diese auf den alten Wegen der Ökonomie, der Politik und der Religion zu finden zu versuchen. Wir werden sie nie finden, wenn wir versuchen, von einem übersichtlichen Denken aus zu Lösungen zu kommen, wir werden sie nur finden, wenn wir in diesem einen Kernpunkt beginnen. Ich weiß sehr gut, dass es in der Welt starke Mächte gibt, die ihre Motive haben, bei dem alten Schema zu bleiben, und ich erwarte ganz sicher nicht, dass mein Gesichtspunkt die Welt überzeugen wird. Doch ich will über diese Dinge denken – es sind schließlich ‚philosophische Reflexionen’, die ich hier schreibe.

Das ungeheure Problem, über das ich denken will, ist das Problem der Migration, in diesem Moment aktuell durch die enorme Zahl der Bootsflüchtlinge, die in Europa Zuflucht suchen. Am 27. Mai hat die Europäische Kommission Beschlüsse bezüglich der Migration veröffentlicht. Wenn man sie liest, dann klingen sie alle sehr vernünftig, und es ist deutlich, dass es ein fast unlösbares Problem bildet, weil es viele Tausend Migranten sind, die nach Europa kommen. Es sind meistens Flüchtlinge, die in großer Not sind, doch wie es immer ist und gewesen ist, wird diese Situation zugleich von Menschen mit schlechten Intentionen genutzt, die sich unter die Migranten mischen und allerlei Untaten begehen. Man könnte also sagen, dass wir in Europa selbst genug Probleme hätten, das wir nicht für all diese Flüchtlinge sorgen könnten, dass wir sie von uns fernhalten müssten.

Aber was geschieht, wenn ich Auge in Auge einem Flüchtling gegenüberstehe? Er oder sie ist auch ein ‚Ich’, ist ein menschliches Wesen, wie ich eines bin. Es gibt genug Filme und Bücher, um in Erzählform zu erleben, in welche Not Flüchtlinge geraten – nicht zuletzt, weil sie von Menschen verraten werden, denen sie unterwegs begegnen. Was, wenn ich einem Flüchtling auf seinem Weg in die vorgestellte Sicherheit begegne? Was, wenn ich alle ethnischen, ökonomischen, religiösen, politischen Theorien vergesse und wenn ich nur konfrontiert bin mit diesem Ich, das mir gegenübersteht?


Was, wenn ich dann diese Erfahrung auf alle ‚Iche’ erweitere, die flüchten, wo auch immer sie gerade sind?

Was bedeutet es, wenn jemand durch sehr schwere Umstände geht und dann in eine Welt kommt, auf die er gehofft hat – und nun nach Hause zurückgeschickt wird?

Ich weiß, dass dies nicht ein globales und rationales Denken ist, dass es naiv erscheint und so weiter ... und ich weiß auch, dass von einem übersichtlichen Denken aus in dieser Begegnung von Ich zu Ich keinerlei Lösung zu liegen scheint. Aber wie können wir je menschliche Wesen werden, durchdrungen von Humanität, wenn wir nicht bei der individuellen Menschlichkeit anfangen können? Wenn wir unsere moralischen Intuitionen nicht in dieser individuellen Menschlichkeit finden können, um diese dann zu Weltgestaltungen zu erweitern? Es geht um das mittlere der drei Ideale der sozialen Erneuerung: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Gleichheit ist hier dann nicht in einer juristischen oder politischen Gestalt gedacht, sondern in der Gestalt der Begegnung von individuellem Ich und individuellem Ich.

Vertrauen
Vertrauen. Zeichnung von Ruth FranssenVertrauen Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von Chris @
    Dan sta ik daar, oog in oog, met haar. Ze vertelt. "Er was oorlog. We werden kapot gemaakt door gekken die vanuit hun blinde religie ons als beesten bekeken en uitmoordden. We kwamen om van honger. We aten op den duur alle bladeren op van de bomen. De bomen waren kaal. Niet van de droogte. Maar omdat wij ze opaten, tot en met de schors. We werden er ziek van, moesten braken. Dan kwamen de Amerikanen met hun leger. We prostitueerden ons, dan kregen we een stuk chocola. Door een Hollander kwam ik in Nederland terecht, maar hij was eigenlijk een pooier hetgeen ik van tevoren niet wist. Ik ben dan gevlucht van Nederland naar Belgenland. Hier in uw stad herken ik mensen van mijn streek. Weet je hoe ze hier zijn geraakt? Door handen en hoofden af te kappen. Zo steelden ze gouden tanden en sieraden waarmee ze hun overzet naar Europa betaalden en mensen konden omkopen. Ik kan ze u allemaal aanduiden, een voor een. Ikzelf heb valse papieren laten maken, ook door omkoperij, met het beetje geld dat ik hier had - dat is in mijn land veel geld - en zo heb ik mijn broers zogezegd als mijn kinderen naar Belgenland kunnen overbrengen. Jullie vreemdendienst keurde dit goed, ze herkennen die valse papieren toch niet. Jullie zijn zo naïef. Maar we leven hier niet graag. We gedijen hier niet. We willen eigenlijk terug. Maar we kunnen niet."
    Dan bekruipt mij het gevoel (ook van onmacht): niet door een natuurramp maar door moordenaars en door (mondiaal) scheefgegroeide maatschappijstructuren kon daar zoiets ontstaan. Dan zijn we terug naar af. Naar de roep om democratie. Naar vrijheid, gelijkheid en broederlijkheid. Dan zou men naar hier komen uit interesse, op vakantie of wat dan ook, en vice versa natuurlijk. Als het kopje er niet is, valt de beste koffie in 't water - ze wordt immers niet vastgehouden door een vorm.
    • Von Mieke Mosmuller @
      Uw karakteristiek spreekt duidelijke taal!

      Er is geen andere vorm dan het ik - uiteraard in de betekenis zoals ik die hier hanteer, niet het ik van moordenaars en van deelnemers aan een scheefgegroeide maatschappij. Het ik is de vorm op zich
  • Von Marie Anne Paepe @
    Mensen die onder dwang moeten terugkeren raken hun zelfvertrouwen en vertrouwen in de ander, in de wereld en de toekomst kwijt. Heel dikwijls worden ze naar een depressie of in het ergste geval naar zelfmoord gedreven. Toevallig misschien staat een interessant artikel over psychische problemen bij migranten in het tijdschrift 'Knack' vandaag.
    Jaren geleden zat een Albanese collega (toen nog op de vlucht) met haar kind verscholen in het ruim van een schip. Ze werd ontdekt door een man, die in haar verschrikte ogen keek - hij reikte haar de hand en hielp haar verder.
    Mieke, ik snap niet waarom je denken naïef zou zijn. Integendeel, je maakt ons attent op de meest intens mogelijke relatie tussen mensen.
    Als het leven van de ander je evenveel waard is als het leven van jezelf, weet je heus wel wat je moreel te doen staat.
    Maar dàt vraagt al puur zelfonderzoek, in hoeverre we de ander niet als een vreemd en een niet gewenst ik beschouwen. En dat is niet in één twee drie geklaard.
    Anderzijds kunnen we met wat goede wil ons in elk geval al wennen aan de gedachte van de gelijkwaardigheid van ieder ik.
    • Von Mieke Mosmuller @
      Het woord naïviteit heb ik bedoeld in de betekenis die het voorgaande zo goed mogelijk uitdrukt, maar zonder de daarmee samenhangende negatieve betekenis. Het is een houding tegenover de ander die 'naïef' is in plaats van 'kritisch' Het is een vernieuwd spiritueel naïef realisme, op idealistische grondslag. Ongekunsteld, zonder (voor)oordeel, alles vergeten behalve wat in dat moment van belang is. In een voordracht in Berlijn heb ik die toestand vergeleken met de toestand waarin je komt bij een catastrofe. Dan valt ook alles weg wat niet van levensbelang is. Maar het blijft allemaal moeilijk in woorden te vatten uiteraard....
      • Von Marie Anne Paepe @
        Aha ! Nu begrijp ik het. Dank je wel.
  • Von Simone @
    Liebe Mieke,

    du sprichst ja in letzter Zeit immer mehr vom Sozialen.
    So will ich etwas davon hier versuchen.

    Du schreibst:
    "... Was, wenn ich einem Flüchtling auf seinem Weg in die vorgestellte Sicherheit begegne? Was, wenn ich alle ethnischen, ökonomischen, religiösen, politischen Theorien vergesse und wenn ich nur konfrontiert bin mit diesem Ich, das mir gegenübersteht? ..."

    Ja, das sind sehr gute Fragen für die Sitaution, dass ich einem Flüchtling einfach als anderem Menschen gegenüberstehe. UND: nie stehe ich eben nur allein einem Ich gegenüber, wenn ich einem Menschen gegenüberstehe.

    Du hast uns gelehrt, den Dreizehnten im Kreise der Zwölf zu finden. Er ist der Dreizehnte dadurch, dass es um IHN her die Zwölf gibt. Sonst ist er nur der EINE.

    Du hast uns die Kategorien-Lehre von Aristoteles näher gebracht und erweitert.
    So will ich auf deine Fragen sozusagen ganz komplementär, ganz von der anderen Seite her eingehen, ohne sie tatsächlich oder direkt zu beantworten. Nur etwas dazustellen will ich aktuell, ganz so, wie das hier von dir Geschriebene selbst ja auch nur ein solches zu anderem Hinzugestelltes sein kann und will.
    So wie These und Antithese im Denken kann das Folgende dann gelesen und verstanden werden oder wie das Nachbild, welches ein Sinneseindruck oder ein Gefühl komplementär in uns hervorruft oder auch wie eine komplementäre Tat.
    Wenn du vom Löwen oder vom Widder aus schaust und fragst, so will ich entsprechend vom Wasserman oder von der Waage aus schauen und jedenfalls hinweisen darauf, was zu allem Internationalismus und zum reinen Ich noch hinzukommt bzw. dieses NOTWENDIG komplementär ergänzt statt nur evolutionär diesem vorauszugehen.
    Und ich will das tun mit Worten von Rudolf Steiner aus GA 332a "Soziale Zukunft"; dem sechsten Vortrag vom 30.10.1919.

    Ich nehme nur ein kleines Stückchen von dort heraus, weil ich damit lediglich einladen möchte, den Vortrag als Ganzes als komplementär zu deinem Blog-Artikel zu lesen.

    Dass vom Menschen aus betrachtet nie eine Zweiheit bereits wirklich vollständig ist, sondern dass immer der Mensch erst dann in einen ihm gemäßen freien Raum, in WIRKLICHE Empathiefähigkeit hineinkommt, wenn einander Komplementäres ergänzt wird durch das Dritte, welches erst die Synthese aus den beiden bildet, darum geht es in dem, wovon Rudolf Steiner und mit ihm auch ich hier sprechen will. Oder: dass erst die EINS die Erfüllung der Drei oder der Dreizehnte die Erfüllung der Zwölf ist, dass ohne den Dreizehnten oder den Punkt, das Zentrum des Kreises, kein Kreis wirklich vollständig ist ... genauso, wie ohne den zu ihm gehörenden Umkreis auch ein Punkt allein nie wirklich vollständig ist.

    "... Über die ganze Welt hin wird das, was die Menschen in ihrem Zusammenleben, in ihrem Zusammenarbeiten entwickeln, von ZWEI Impulsen beherrscht, von zwei Impulsen, über die es vor allen Dingen notwendig wäre, daß Wahrheit in uns Menschen herrsche, eine wahre, eine ungeschminkte, eine nicht durch allerlei Schlagworte verunzierte Auffassung. Zwei Impulse leben in der menschlichen Seele, die wie Nord-und Südpol eines Magneten sich zueinander verhalten. Diese zwei Impulse sind Egoismus und Liebe. Weitverbreitet ist allerdings die Anschauung, ethisch sei es nur, wenn der Egoismus überwunden werde durch die Liebe, und wenn die Menschen sich so entwickeln, daß an die Stelle des Egoismus lautere Liebe trete. Als eine ethische Forderung, heute auch als eine soziale Forderung ist das bei vielen vorhanden. Verständnis, was eigentlich für ein KRAFTGEGENSATZ besteht zwischen Egoismus und Liebe, das ist durchaus weniger heute vorhanden. ...
    Internationalismus läßt sich eher vergleichen mit jenem Gefühl, das wir gewinnen, wenn wir uns der schönen Natur gegenüber sehen, wozu wir zur Liebe, zur Verehrung, zur Anerkennung getrieben werden dadurch, daß wir es anschauen, dadurch, daß es seinen Eindruck auf uns macht, dadurch, daß wir in Freiheit uns ihm hingeben. Während wir in das eigene Volk hineinwachsen, weil wir gewissermaßen ein Glied von ihm sind, lernen wir die anderen Völker kennen. Sie wirken, ich möchte sagen, auf dem Umwege des Erkennens, des Verstehens zu uns. Wir lernen sie nach und nach verständnisvoll lieben, und in dem Maße, in dem wir die Menschheit in ihren verschiedenen Völkern auf ihren verschiedenen Gebieten verständnisvoll lieben können, in dem Maße wächst unser innerer Internationalismus. ...
    Demgegenüber muß nun geltend gemacht werden, was ich im vierten Vortrage über die geisteswissenschaftliche Richtung auseinandergesetzt habe, die auf der Anschauung, auf der Erkenntnis des Geistes beruht. Diese Geistesanschauung, sie beruht nicht auf äußerer Sinnesanschauung; sie geht hervor aus der Entwickelung der eigenen Menschennatur. Sie sprießt aus dem heraus, woraus auch die Phantasie sprießt. Aber sie sprießt aus tieferen Tiefen der Menschennatur heraus. Deshalb erhebt sie sich nicht bloß zu den individualistischen Gebilden der Phantasie, sondern zu dem objektiven Erkenntnisgebilde der geistigen Wirklichkeit der Welt. ...
    Es reden heute viele Menschen vom Geiste; sie wissen nur nicht, daß der Geist erklärt werden muß. Wenn er aber erklärt wird, dann ist er etwas, was nicht Menschen trennt, sondern Menschen verbindet, weil es zurückgeht bis auf das innerste Wesen des Menschen, indem ein Mensch dasselbe hervorbringt wie der andere Mensch, indem ein Mensch den anderen Menschen völlig verstehen kann.
    Dann aber, wenn man wirklich, was sonst nur individualistisch in der einzelnen Volksphantasie zum Ausdrucke kommt, bis zur Geistanschauung vertieft, dann werden die einzelnen Volksoffenbarungen nur mannigfaltige Ausdrücke sein für das, was in der Geistanschauung eine Einheit ist. Dann wird man über die ganze Erde hin bestehen lassen können die verschiedenen Volksindividualitäten, weil nicht eine abstrakte Einheit zu herrschen braucht, sondern weil sich das KONKRETE Eine, das gefunden wird durch die Geistanschauung, in der mannigfaltigsten Weise wird zum Ausdruck bringen lassen. Und dadurch werden sich in dem geistigen Einen die Vielen verstehen können. Dann werden sie aus ihrem vielartigen Begreifen des Einheitlichen die Möglichkeit finden von Satzungen für ein Bündnis der Nationen, dann wird aus dem Geisteszustand, aus der geistigen Verfassung heraus auch die Rechtssatzung entstehen können, welche die Völker (WIRKLICH; e.A.) verbindet. Und dann wird Platz greifen in den einzelnen Völkern, was bei jedem einzelnen Volke sein kann: Interesse für Produktion und Konsumtion anderer Völker. Dann wird, was Geistesleben der Völker, was Rechtsleben der Völker ist, das Verständnis für andere Völker über die ganze Erde hin wirklich entwickeln können. ...

    Nicht darum handelt es sich, daß man mit dem wortwörtlichen Inhalt von etwas heute einverstanden ist, sondern daß man sich ein Urteil darüber erwirbt, wie dieser Inhalt zusammenhängt mit der Wirklichkeit. Da ist aber vieles in der Gegenwart nach der Richtung hin zu korrigieren, daß man sagen muß: Nach Wahrheit sollten die Menschen heute vor allen Dingen verlangen, nach jener Wahrheit, die sie mutvoll der Wirklichkeit entgegenträgt. ...
    Was wir brauchen, ist nicht ein wehleidiges Jammern, daß die Menschen nicht reif seien, was wir brauchen, ist ein Hinweisen darauf, wie wir wahr, innerlichst wahr werden müssen. ...

    Es kommt beim Menschen ... darauf an, daß er alle seine Glieder hat, denn sie wirken alle zusammen. So kann man ein Glied auch nur verstehen aus dem gesamten Menschen heraus. So ist es auch im sozialen Organismus, daß man das Einzelne nur aus dem Ganzen verstehen kann. ..."
    • Von Mieke Mosmuller @
      Liebe Simone, vielen Dank für den ausführlichen Kommentar. Ich glaube nicht, dass Du ganz verstanden hast, was ich meine mit dem Ich und Ich. Denn gerade im Ich und Ich kann es nicht anders sein, als dass da auch die Quelle des ICH anwesend ist als Dritter. Das ist gerade das Heilsame. Und was dann im Zitat von Steiner steht, drückt das gerade aus, also nicht als andere Seite eines Extrems, sondern als dasselbe
      Umfassende, nur anders ausgesprochen. Morgen gehen die Gedanken weiter. Übrigens ist das Soziale lebenslang für mich sehr wichtig,
      Ist tragender Lebensfaktor und Fundament meiner Arbeit mit dem reinen Denken.
  • Von Gerard @
    Heel hartelijk dank voor je bevlogen pleidooi voor de ware menselijke ontmoeting.
    Ik oefen al!
  • Von Karl @
    "Es sind meistens Flüchtlinge, die in großer Not sind..."
    So wird es uns gesagt von Seiten der Politik und der Medien, aber es ist wichtig, solche Aussagen nicht einfach zu übernehmen, ohne sie zu hinterfragen. Um dem Thema wirklich gerecht werden zu können, sollten wir uns unbedingt fragen: wie ist es wirklich, was passiert tatsächlich, wie sind die Zusammenhänge? Ein Teil der Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, sind zweifellos Flüchtlinge im eigentlichen Sinn, die vor Krieg und Unterdrückung fliehen. Der andere Teil sind Menschen, die aus Motiven, die individuell sicher nachvollziehbar sein mögen, ihre Heimat verlassen und nach Mitteleuropa einwandern möchten. Es ist nicht richtig, diese auch pauschal als "Flüchtlinge" zu bezeichnen, wie es allgemein jedoch getan wird, ("Einwanderungswillige" wäre die treffendere Bezeichnung). Das Wort Flüchtling verliert so seinen eigentlichen Sinn bzw. die Realität wird auf diese Weise verschleiert.
    Es lohnt sich sehr, nach den Ursachen dafür zu suchen, dass z.B. Afrikaner nach Europa auswandern wollen. Wir sollten aber auch die Folgen bedenken, für die Europäischen Völker, die es so bald nicht mehr geben wird, aber auch für die Länder, welche die Auswanderer verlassen (es sind nicht die Armen, die auswandern, diese könnten sich die Reise und die Überfahrt durch Schlepper nicht leisten).
    Wer sich dafür entscheidet, Menschen nicht zurückzuschicken, der müsste eigentlich auch für eine legale und kostengünstige Einreise sorgen, sonst nimmt man in Kauf, dass die Einwanderer auf unsicheren Booten kommen und es zu Unglücken kommt. Die Frage ist: wie ist es zu bewerten, sich abzugrenzen? Wenn Abgrenzung "unmenschlich" wäre, dürften wir in unseren Häusern oder Wohnungen auch keine Türen haben, schon gar keine abschließbaren. Abgrenzung ist ein menschliches Grundbedürfnis. Grenzen können natürlich auch durchlässig sein, aber es sind immer noch Grenzen...
    Es sind für dieses Thema unterschiedliche Betrachtungsweisen möglich: die eine hat den einzelnen Menschen im Blick, hier ist es vielleicht schmerzhaft, einem Menschen, der hierher gekommen ist und dafür auch eine Reise mit Gefahren auf sich genommen hat, zu sagen, dass er nicht bleiben kann. Es gibt aber auch die andere Betrachtungsweise, die größere Zusammenhänge im Blick hat und darauf sieht, wie sich die Entwicklungen in die Zukunft hinein fortsetzen (so sind in zahlreichen deutschen Schulklassen deutsche Kinder bereits in der Minderheit, und das hat Folgen für alle Beteiligten, das entsprechende gilt für alle europäischen Länder). Und diese Betrachtungsweise sollte nicht verloren gehen.
    • Von Mieke Mosmuller @
      Es war nicht meine Absicht, eine politische Srellungnahme zu beschreiben, sondern alle verscheidenen Möglichkeiten gerade zu vergessen, und nur die individuelle Begegnung gelten zu lassen. Da werden die Unterschiede schon klar. Dass das in der Weltpolitik bedeutungslos zu sein scheint, und dass man da immer Einwände hat gegen diese scheinbare Einseitigkeit ist natürlich deutlich.
  • Von Jikaidevi @
    Uiteraard! We hebben niets te verliezen behalve onszelf en dat doen we door de dag heen al genoeg. Mijn deur staat open, Jikaidevi
  • Von @
    Liebe Mieke,
    ich bin einen Monat zu spät dran mit meinem Kommentar, aber ich möchte ihn noch geben.
    Bei all dem Großen und Globalen was bei diesem Themamitschwingt, muss es doch ganz winzig klein beginnen (was es dann doch wieder nicht ist). Wenn ich einem Menschen gegenüberstehe, so dominieren doch meist die Unterschiede: er sieht anders aus, spricht anders, riecht anders etc.
    Das weckt augenblicklich mein Seelen-Gewoge von Sympathie oder Antipathie (mehr oder weniger – vielleicht so wenig, dass ich es gar nicht bemerke.) Der erste bewusste Schritt müsste doch nun sein, diese Bewegungen zur Ruhe zu rufen und ganz bewusst denken und fühlen zu wollen: da gibt es etwas, das ist gleich in uns. Ich weiß ja in meinem Kopf, dass es das Ich ist, aber es zu erleben,
    das muss (müsste) ich jedes Mal wieder neu aktivieren. Das ist für mich der allererste Anfang von Barmherzigkeit. Das Herz – diese besondere Instanz des Ich – muss sich erbarmen, erwarmen, vielleicht gar nicht zunächst für das Leid des Anderen - das unterscheidet uns ja vielleicht wieder-sondern für sein Ich, für unser Gleich-Sein, für unser Gemeinsames. Das klingt nach wenig und einfach, aber ich stelle seit Jahren der Bemühung fest: es ist immer wieder eine Herausforderung,
    und die Tendenzen der Bequemlichkeit lassen sie mich auch oft „verschlafen“.
    Liebe Grüße! Margareta