Dieses Video ist am Gründonnerstag aufgenommen worden, und so kommen wir in den kommenden Tagen wirklich in die Zeit des Leidens, aber letzte Woche habe ich darauf hingewiesen, dass der Mensch eine sehr große Widerstandskraft in sich hat und dass diese Widerstandskraft besonders mit dem Osterfest zusammenhängt, das ist meine Wahrnehmung. Und ich habe Ihnen erzählt, dass im Haus meines Vaters, im Elternhaus meines Vaters, eine reformierte Familie lebte, die am Palmsonntag immer Radio hörte, die Matthäus-Passion, aber ich bin in dem glücklichen Umstand gewesen, dass im Gegensatz dazu - diese väterliche Familie lebte in Holland - dass im Gegensatz dazu meine Mutter, ihr Elternhaus war im katholischen Limburg und da war keine Frage von streng, es war eher frei katholisch und ich habe deshalb das Privileg gehabt, beide Seiten intensiv zu erleben. Und wenn man im katholischen Glauben aufwächst - und ich wurde katholisch erzogen - und wenn man dann auch noch nach Limburg kommt mit den großen Festen, dann erlebt man den wunderbar symbolischen Charakter des katholischen Kultes. Und ich erinnere mich, dass es immer hieß: Am Gründonnerstag gehen die Glocken weg und kommen erst in der Osternacht wieder. Das ist natürlich eine sehr schöne symbolische Sache, dass man als Kind gesagt bekommt, dass in den Tagen, in denen man das Leiden Christi erlebt, keine Glocken läuten werden und dass sie erst in der Nacht der Auferstehung wiederkommen werden. Dem reichen katholischen Glauben - dem auch viel fehlt - fehlte die tägliche Bibellese, die ich in der anderen Familie so besonders fand, und das Erleben der Musik beschränkte sich auf die gesungene heilige Messe. Aber was ich damit wirklich sagen will, ist, dass wir in unserer Zeit jetzt, am Gründonnerstag, auf einen großen Wendepunkt hinarbeiten, auch im Verlauf des Jahres und in der Natur. Ich vermute, dass wir es in Zukunft mit einer Menge Panikmache zu tun haben werden, dass die Natur und die Erde in Gefahr sind. Der Planet. Ich möchte Sie bitten, in diesem Moment nach draußen zu gehen und zu sehen, wie die Natur ist. Was für eine unbeschreibliche Treue ist es doch, dass sie, die Natur, jedes Jahr im Frühling mit solcher Freude ausbricht. Und ich denke, es ist das größte Missverständnis, wenn wir als Menschen lernen sollten, dass wir die Natur verderben. Denn ich glaube fest daran, dass auch dank des Menschen die Natur lebt und jedes Jahr wieder aufersteht. Und dass es so ist, dass wir dank des menschlichen Auges, das wir der Natur entgegenhalten, dass dank dieses aufmerksamen Auges des Menschen die Natur auch blühen kann - und wenn dieses Auge nicht mehr schaut, wie es jetzt in unserer Zeit zu tun droht, dann zerfällt die Natur. Und dann kann man natürlich sagen, dass es CO2 ist, dass es Stickstoff ist et cetera, aber das bestreite ich, ich sage, dass es das menschliche Auge ist, das die Natur so sehr braucht. Und wenn man gegen alle Ratschläge das Haus verlässt, sich ins Auto setzt und auf die Autobahn fährt, dann sieht man oft große Schilder mit der Aufschrift: Bleiben Sie zu Hause! Das macht mich ziemlich verärgert, wenn man es im Licht der Natur sieht, die das menschliche Auge so sehr braucht. Aber es ist auch andersherum, das menschliche Auge braucht auch die Natur. Und wir müssen natürlich aufpassen, dass wir uns nicht der Illusion hingeben, dass ein blühender Prunus auf dem Bildschirm genauso viel zu bieten hat wie einer in der Natur. Das ist eine unbeschreibliche Illusion und auch eine Lüge, und das muss man auch üben, dass man sagt: Jetzt sehe ich ein Bild auf dem Computer, ein Bild von der Natur, und dann, wenn ich in der Natur bin, erinnere ich mich daran und spüre, erlebe, was das für ein Unterschied ist.
Und wenn wir jetzt in der Osterzeit über unser Naturerlebnis nachdenken und es erleben, ist es sehr stärkend, wenn man die Wochensprüche des großen Meisters des Abendlandes des zwanzigsten Jahrhunderts, Rudolf Steiner, als Begleitung kennt.
Für jede Woche hat er einen Wochenspruch gegeben, der auf den Lauf der Natur in Bezug auf den Menschen hinweist, und wenn man sich in das Ostergeschehen vertieft, dann erlebt man in diesen Sprüchen, dass man vor Ostern eigentlich noch in der Winterstimmung ist, wo man mit sich selbst ist, sehr stark mit sich selbst und der eigenen Entwicklung beschäftigt ist, und dass man, wenn es auf Ostern zugeht, beginnt, den Blick nach außen zu richten, und das tut jeder. Wir können das natürlich erziehen und kultivieren, aber es ist eine natürliche Gabe des Menschen, dass es ihn wegen der Schönheit nach außen zieht. Wenn Sie also von innen heraus den Drang verspüren, Ihren Blick in die Weiten Ihrer Umgebung schweifen zu lassen, spüren Sie, dass die Schönheit, die Ihnen begegnet, eine große lebensspendende Kraft ist. Sie spüren, wie diese Widerstandsfähigkeit, die Sie in unserer trostlosen Zeit so sehr brauchen, wie sie aus dem, ja, ich würde fast sagen, dem Kosmos, aber bleiben wir bei der Natur, zu Ihnen kommt und neues Leben in Ihre physische Existenz einfließen lässt, wodurch Sie auch spüren, dass Sie mit dem verbunden sind, was außerhalb von Ihnen ist. Das ist das, was vor Ostern erlebt wird, ich sage nicht, erlebt werden kann - denn jeder Mensch erlebt es, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht. Und es sind eher erweckende Aussagen, die Sie in diesen Sprüchen finden, wobei etwas erweckt wird, von dem Sie wissen: das war schon da, das ist gar nicht so fremd.
Aber wenn Ostern kommt, dann kehrt sich das Verhältnis des Menschen zum Kosmos völlig um, und dann ist es so, dass man sich nicht der Schönheit der Natur von innen zuwendet, sondern der Schönheit von außen, getragen von jenem mächtigen Sonnenlicht, vor dem wir uns eigentlich nicht fürchten sollten und dem wir nicht mit Sand verfinstern wollen sollten, diese mächtige Sonne, die von aussen kommt, sie trägt die Wohltat zu uns. Indem man das aufnimmt, fühlt man sich als Mensch mit dem wirklich herrschenden Geist in der Natur verbunden, der wirklichen Natur, dem, was die Natur wirklich ist. Und noch einmal, jeder Mensch hat diese Erfahrung, aber der Punkt ist, sich dieser Erfahrungen bewusst zu werden. Und ich wollte diese Gelegenheit nicht versäumen, jetzt, wo ich sowieso Videos aufnehme, in der Koronazeit, worin ein elektronenmikroskopisches Teilchen in der Natur unter die Lupe genommen wird, Sie daran zu erinnern, dass wir als Menschen nicht dazu bestimmt sind, elektronenmikroskopische Teilchen unter einer Lupe zu betrachten, sondern dass wir dazu bestimmt sind, diese Veränderung zu spüren, wie ich vor Ostern noch ganz von mir aus die Schönheit in der Natur empfinde und wie nach Ostern die Natur uns ihre Wohltaten, ihr Sonnenlicht, ihre geistige Kraft von außen schenkt. Das ist die Auferstehung in der Natur, an der unser Körper von ganzem Herzen teilnimmt.
Menschliche Naturerfahrung zu Ostern Von Mieke Mosmuller