Von verschiedenen Seiten bin ich im letzten halben Jahr gefragt worden, mit einem Blog zu beginnen. Bis jetzt schreibe ich nur Bücher, ausnahmsweise einmal einen Zeitschriftenartikel, ich halte Vorträge und gebe Seminare und Arbeitsgruppen in mehreren europäischen Ländern. Den Aufruf, an dem Austausch in den “Social Media” teilzunehmen, habe ich eine Zeitlang beiseite geschoben. Doch allmählich gewöhnt man sich doch an die Idee und sieht sogar etwas Positives darin.
Das Internet bietet Gelegenheit, einem viel breiteren Publikum – gratis – seine Sicht anzubieten. Außerdem gibt es eine Möglichkeit zu direktem Austausch, und obwohl ich in meinem vielbeschäftigten Dasein nicht sehe, wie ich noch zu einem Austausch im Internet kommen sollte, ist es natürlich schon möglich, wöchentlich eine Kolumne zu schreiben, die dann – so hoffe ich – in gedrängtem Rahmen jeweils etwas von einer Denkweise zeigt, die möglich ist, die aber kaum geübt wird.
Meine philosophischen Reflexionen werden vor allem auf dem fortwährenden Versuch beruhen, die gewöhnlichen, alltäglichen Überlegungen umzukehren, umzustülpen.
Ich hoffe, in diesen kleinen Beiträgen Beispiele zu geben, aus denen deutlich werden kann, wie wir als Menschen in einem Gewohnheitsstrom des Denkens stecken und wie wir unsere originären menschlichen Kräfte befreien können, indem wir lernen, uns gleichsam aus diesem Gewohnheitsstrom des Denkens loszureißen, daraus auszubrechen, als ob man aus dem Gefängnis ausbricht – um dann einen Reichtum an Denkmöglichkeiten zu finden, mit dem man lebenslang weitergehen kann.
Junge Menschen haben diese Kreativität im Allgemeinen noch von selbst. Doch wenn man die Schwelle zu den dreißiger Jahren überschreitet, beginnt dies zu schwinden. Dann kommt man in diesen Gewohnheitsstrom des Denkens. Was man einmal als Denk-Weise angenommen hat – und gemeint ist damit etwas anderes als der Inhalt, dieser verändert sich natürlich – verändert sich kaum mehr. Und da man sich als Mensch in der heutigen zeit natürlich an die Denkstrukturen der Kultur anpasst, in der man aufwächst, steckt man irgendwann in diesen Strukturen so fest, wie man auch, je älter man wird, in seinem Leib immer starrer feststeckt, wenn man nichts für die Beweglichkeit tut.
Ausgehend von diesem Ideal, dem Umkehren der Denkstrukturen, dem Umstülpen der Denkstrukturen, beginne ich mit dem Schreiben kurzer Beiträge für einen Blog, und ich wähle dafür die festgerostete Struktur der Evolutionstheorie als erste Frage...
Warum mit einem Blog anfangen? Von Mieke Mosmuller