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Was ist der Mensch? (2)

Was ist der Mensch? (2)

Von

Mieke Mosmuller

25-02-2015 2 Kommentare Print!

Die Ouvertüre dieser Blogtexte war die Frage: Was ist der Mensch? Die ersten Reflexionen hatten die Evolution zum Thema, die leibliche Offenbarung des Menschen. Ich will die Frage nun von neuem stellen, aber mehr in innerlichem Sinne. Martin Buber (1878-1965, jüdisch-österreichischer Religionsphilosoph) hatte besonders schöne Gedanken über diese Frage, kulminierend in dem Buch „Das dialogische Prinzip“ und dessen Teil „Ich und Du“. Er beschreibt da die Begegnung des Ich und des Du, in Worten oder schweigend, als einen wunderbaren mystischen Prozess wahrer Liebe, in dem aller Egoismus überwunden ist. Dies kann auch zwischen Menschen auftreten, die einander zum ersten Mal begegnen. Ein Zitat:


„Das Du begegnet mir von Gnaden – durch Suchen wird es nicht gefunden. Aber daß ich zu ihm das Grundwort Ich-Du spreche, ist Tat meines Wesens, meine Wesenstat.

Das Du begegnet mir. Aber ich trete in die unmittelbare Beziehung zu ihm. So ist die Beziehung Erwähltwerden und Erwählen, Passion und Aktion in einem. Wie denn eine Aktion des ganzen Wesens, als die Aufhebung aller Teilhandlungen und somit aller – nur in deren Grenzhaftigkeit gegründeter – Handlungsempfindungen, der Passion ähnlich werden muss.

Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. Die Einsammlung und Verschmelzung zum ganzen Wesen kann nur durch mich, kann nie ohne mich geschehen. Ich werde am Du; Ich werdend spreche ich Du.
Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

In der deutschen Kultur finden wir weitere schöne Beispiele der Möglichkeit wahrer Brüderlichkeit, zwischen Menschen, die nicht von der Familie aus Brüder sind, die nicht einmal aus demselben Land stammen – sie sind Mitmenschen. Ein berühmtes Beispiel des Vertrauens in eine kommende Brüderlichkeit, die auf wahrhaftiger Freude basiert, ist das Gedicht „Ode an die Freude“ von Friedrich Schiller. Ludwig van Beethoven nahm das Gedicht in seine neunte Symphonie auf.

Eine Probe dieses Gedichts:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwert geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein;
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja – wer auch nur  e i n e  Seele
 s e i n  nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!
...
Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Brüder – überm Sternenzelt
muss ein lieber Vater wohnen.
...
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahndest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn überm Sternenzelt,
über Sternen muss er wohnen.

Die Frage ist nun: Sind dies Träume von etwas, was doch niemals wahr werden kann, weil der Mensch nun einmal ein Tier mit großem Gehirn ist, das nur für sich selbst und wirklich ganz allein für sich selbst lebt? Oder sind dies realistische Ideale, die wahr werden können, wenn der Mensch dies wirklich will und in sich selbst aktiv wird, um es auf lange Sicht zu erreichen? Wenn dies nur Phantasie ist, woher kommen diese Ideale dann? Diese wunderbaren Worte, die das Herz berühren? Warum sollten sie uns so tief berühren und uns nach einer Welt sich sehnen lassen, in der das Ich und Du ein tatsächliches Geschehen wäre?

Was ist ein Mensch?

Schiller
“Alles zu retten, muß alles gewagt werden.“  Friedrich Schiller (1759 - 1805)

Ich wiederhole hier noch einmal den Hinweis auf die spanische Version der Ode an die Freude. Was empfinden die Menschen, wodurch sie sich damit verbinden wollen?

Was ist der Mensch? (2) Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von Marie Anne Paepe @
    Gewoon al de poëtische taal vormt het bewustzijn van ieder die dit stukje Buber leest, in zichzelf laat klinken, stil naar de verklanking luistert.
    Beethoven schalt met de woorden van Schiller de vreugde uit - verrukkelijk voor de ziel, na de contemplatie.
  • Von Irma Jannink @
    Ik geloof dat in ieder mens het verlangen schuilt zich weer te verenigen met de oerbron, met Al dat is...en dat een ieder op zijn of haar manier ervaringen heeft gehad met deze eenheid... En daar altijd weer Naar terug verlangt... Deze ervaringen zijn als pareltjes op je weg en ergens diep in je ben je steeds weer op zoek ( bewust of on bewust) deze verbondenheid met alles weer te ervaren.